Brigitte, eine Dame, die im Arenarestaurant serviert,  versicherte ihren Gästen bei der Verabschiedung gestern Abend, dass man sich nächste Woche wieder sehen werde. „I ha tröimt, mir chöme i Halbfinal“, meinte sie mit einem verschmitzten Lächeln. Der SCB tat heute Abend von allem Anfang an alles, um Brigittes Traum wahr werden zu lassen. Brian Abeywickreme seinerseits, der die Berner Spieler in der Postfinance Arena jeweils aufs Spielfeld holt, pflegt einen enorm schwungvollen Abgang vom Eis (vgl. Bild unten Mitte). Die Berner nahmen diesen Schwung mit.   

Bader ist Playoff-Topscorer beim SCB , Martschini bei Zug. Beide machten heute Abend ihrem Shirt alle Ehre und trieben ihre jeweiligen Teams nach vorne. Mit dem glücklicheren Ende für den Berner Bader. Bern startete wie letzten Samstag wieder furios – oder eben schwungvoll wie Brian – in die Partie. Der SCB verzeichnete bis zur 8. Minute bereits rund 10 Torschüsse bevor die Zuger Statistiker den ersten einigermassen geordneten, eigenen Angriff mit Torschuss (von der blauen Linie aus abgegeben und völlig ungefährlich) notieren konnten. Diese Statistik wurde wohl dem Zuger Coach Dan Tangnes per Funk gemeldet, vermutlich hatte er das selber auch schon so vermerkt. Tangnes sah sich bereits nach 7.20 gezwungen, eine für diese Spielphase ungewöhnliche Massnahme zu treffen. Er bezog ein Timeout, um seine Mannen wachzurütteln. Den Erfolg dieser Massnahme kann man im Nachhinein  als äusserst bescheiden bezeichnen. Bern blieb im ersten Drittel drückend überlegen, Zug verzeichnete bis Ende des ersten Drittels lediglich drei Schüsse aufs Berner Tor, wobei auch diese Abschlüsse als ungefährlich bezeichnet werden können. Das erste Drittel hatte schliesslich für den SC Bern zwei Aufreger, einen negativen und einen sehr positiven: In der 9. Minute verliess Ritzmann verletzt das Feld. Er wurde in der vierten Linie ersetzt durch Thierry Schild, der – darauf angesprochen – nach dem Spiel meinte: „Man ist als 13. Stürmer immer bereit, das schulde ich dem Team auch“. Der sehr positive Aufreger betraf die drückende Berner Überlegenheit während dem ganzen ersten Drittel, die durch Colton Sceviours Tor in der 20. Minute gekrönt wurde. Überfälliges 1:0, Pause. Der Traum lebt.

Die Zuger vermochten danach das zweite Drittel viel ausgeglichenerer zu gestalten. Beim SCB schien der Faden etwas gerissen zu sein. Das Forechecking war nicht mehr ganz so konsequent, was möglicherweise auch daran lag, dass die Zuger eine deutliche Tempoverschärfung vornahmen. Der Unterschied zum ersten Drittel war derart krass, dass man sich fragen konnte, ob da wirklich die gleichen Teams wie im ersten Drittel auf dem Feld standen- Erst fünf Minuten vor der zweiten Drittelspause erwachte zuerst das Publikum und dann auch der SCB. Das führte zu guten Chancen für Bern und mindestens einem Bigsafe von Genoni. 1:0. Zweite Pause, der Traum lebt.

Das dritte Drittel ist schnell erzählt. Bern besann sich auf seine Stärken und kontrollierte das Spiel. In der 42. Minute war es Tristan Schwerwey, der einen Schuss von der blauen Linie ins Tor ablenkte. Zweieinhalb Minuten vor Schluss nahmen die Innerschweizer den Torhüter raus, was dann allerdings den Berner „empty netter“ zum 3:0 durch Luoto zur Folge hatte. 3:0, fertig. Der Traum lebt.

Zum heutigen Spiel bleibt anzumerken, dass die Taktik des Berner Coaches Jussi Tapola voll aufgegangen ist. Er setzte auf Philipp Wüthrich im Tor und den Ersatztorhüter Daniel Manzato. Damit „sparte“ er eine Ausländerposition und konnte somit mit drei ausländischen Verteidigern und drei ausländischen Stürmern auflaufen lassen. Das dürfte das erste Mal in der Geschichte des SCB gewesen sein, dass drei ausländische Verteidiger gleichzeitig im Lineup waren. Neben dem Rückkehrer Nemeth verhalfen auch Honka und Pokka zu defensiver Stabilität, während die Stürmer Sceviour, Kahun und Luoto positive Akzente setzen konnten. Angesprochen auf die Goalifrage meinte der Berner Coach Jussi Tapola nach der Partie mit einem Augenzwinkern (weil er diese Frage zum gefühlt zwanzigsten Mal beantworten musste): „Wie ich immer schon sage, haben wir zwei gute Goalies. Zug geht mit einem ersten und zweiten Goali, unsere Strategie ist es, mit zwei Torhütern zu gehen. Oder drei Goalies, wie ihr gesehen habt. Wir haben immer noch Manzato.“ Tapolas Drei-Goali-Strategie ist heute voll aufgegangen. Mit Brigitte träumen jetzt wohl sehr viele in Bern: „I ha tröimt, mir chöme i Halbfinal“.

Best Player
Bern: Tristan Schwerwey
Zug: Niklas Hansson

SC Bern – EV Zug  3:0 (1:0|0:0|2:0)

Tore:
1:0 |20.| Colton Sceviour (Kahun, Bader)
2:0 |23.| Tristan Scherwey (Nemeth, Lehmann)
3:0 |58.|  Joona Luoto

Zuschauer:
16’145 Zuschauer

Die Viertelfinalserien könnten spannender nicht sein.  Ausser zwischen ZSC und Biel, wo sich die Zürcher diskussionslos 4:0 durchsetzen, gehen alle anderen Serien in die Belle, in das siebte Spiel. Am Dienstag gewann Lugano zu Hause mit 4:2 und erzwang so die Belle gegen Freiburg. Und am Mittwoch setzte sich neben Bern auch Lausanne in Davos durch. Die Waadtländer gewannen auswärts mit 2:5. Auch da gibt’s die Belle.

Weitere Resultate:

Biel – ZSC Lions
Serie: 0:4, Serie fertig

Lugano – Freiburg 4:2
Serie: 3:3

Davos – Lausanne 2:5
Serie 3:3

Bern – Zug 3:0
Serie 3:3

Dreimal Belle: Freiburg gegen Lugano morgen Donnerstag in Freiburg und Zug gegen Bern sowie Lausanne gegen Davos am Samstag in Zug bzw. in Lausanne. Mit Bern, Davos und Lugano können weiterhin drei Teams aus der zweiten Tabellenhälfte in die Playoffs einziehen, was die Ausgeglichenheit der Liga dokumentiert. Trotzdem wäre es wohl schon ein wenig einzigartig, sollte das so kommen. Aber äbe: „I ha tröimt…“ Das gilt aktuell nicht nur in Bern, sondern auch in Davos und Lugano.

Fotoquelle: Valentin Lagger