Der kleine Leon spielt Eishockey beim SC Bern. Er wohnt in einer Berner Vorortsgemeinde, sein Nachbar Ben hat hervorragende Beziehungen zum SC Bern. Im Dezember 2022 besucht der Nikolaus den kleinen Leon. Der Nikolaus weiss, dass Leon vom Nachbarn Ben ein signiertes Dress vom NHL-Superstar Roman Josi geschenkt erhalten hat. Der Nikolaus weiss das, weil er ja bekanntlich alles weiss. Er weiss es aber auch, weil es in der Schweiz so ist. Man kennt sich, man begegnet sich auf Augenhöhe, man schätzt und respektiert sich. Roman Josi ist auch so, er ist einer von uns. 

* die Namen Leon und Ben sind geändert, der Redaktion aber bekannt. Alles andere hat sich genau so zugetragen

Wie immer am 6. Dezember kommt der Nikolaus, in Bern der Samichlous, zu Besuch. Der kleine Leon und seine Schwester erwarten ihn mit Freude. Der Samichlous setzt sich und beginnt das Gespräch mit Leons grossem Hobby, dem Eishockey. Leon erzählt begeistert davon. Der Samichlous weiss und sagt, dass Leon vom Nachbarn Ben ein signiertes Dress von Roman Josi erhalten haben soll. Leons Augen glänzen, jene seiner Eltern auch. Leon fragt, ob er das Dress holen soll. Ja, sicher soll er das. Leon rennt in sein Zimmer. Bevor er mit dem Dress und mit Unterschriftenkarten zurückkommt, fragt die Mama den Samichlous, woher er das denn wisse. Das sei  so, meint dieser: “ich weiss alles”. Leon ist überglücklich, lässt sich mit dem Nikolaus fotografieren und schenkt diesem noch eine signierte Unterschriftenkarte. Nein, nicht von Josi, sondern von Leon selbst.

Auch Roman Josi ist, am 1. Juni 1990, in einer Berner Vorortsgemeinde, in Ostermundigen, geboren und da aufgewachsen. Zusammen mit seinem eineinhalb Jahre älteren Bruder Yannick. Die ganze Familie Josi ist sehr sportlich. Fussball, Schwimmen und natürlich Eishockey. Die Brüder Yannick und Roman gingen in ihrer Siedlung in Ostermundigen häufig raus und spielten – wie Leon heute sicher auch. Die beiden Brüder sind unzertrennlich und hatten viel Spiel und Spass mit den gleichaltrigen Kindern der Siedlung. Und auch sonst wuchsen die Josis auf wie eben alle Kinder rund um Bern. Familie, Schule, Ferien, Freunde und Idole. Bei Roman war das unter anderem der Fussballer Gürkan Sermeter, der langjährige Star des Berner Fussballclubs Young Boys. Und dann war da natürlich der SC Bern, der den Beginn von Romans grossartiger Karriere darstellt. In der Saison 2006/2007, also mit 16 Jahren (!!) gab Roman Josi sein Debut in der Profimannschaft des SC Bern. In seinem letzten Jahr in Bern konnte er im Frühjahr 2010 mit dem SCB die Schweizer Meisterschaft erringen und wurde selbst auch in das All-Star Team der National League A gewählt.

Über die Nashville Predators… 

Am 28. Mai 2010 unterschrieb Josi einen Dreijahresvertrag beim NHL-Verein Nashville Predators.  Diese hatten ihn bereits zwei Jahre zuvor gedraftet . Zuerst nahm Josi im September 2010 am Trainingscamp der Predators teil und konnte danach erste Erfahrungen im Farmteam Milwaukee Admirals in die American Hockey League sammeln Am 26. November 2011 feierte Josi sein Debut in der NHL, an dem er auf beachtliche 12 Minuten Eiszeit kam. Wer sich heute die Spiele von Roman Josi ansieht, stellt fest, dass er immer mal wieder weit über 20 Minuten Eiszeit hat. Roman Josi verfügt über eine grossartige körperliche Verfassung. Das erste Tor in der NHL gelang Josi am 10. Dezember 2011. In der Saison 2012/13 war in der NHL ein Lockout. Josi kehrte für diese Zeit nach Bern zurück zu seinem ersten Verein, dem SC Bern. Und begeisterte hier ganz Bern – und sicher auch noch einige mehr.

Seither ist er der unbestrittene Schweizer Superstar der Nashville Predators. Auch einige andere Schweizer Eishockey Spieler haben mit Josi bei den Nashville Predators gespielt. Der ebenfalls aus der Umgebung Bern stammende Yannick Weber zum Beispiel. Er spielte zwischen 2016 und 2020 in Nashville. Oder Nino Niederreiter (2022-2023), Kevin Fiala (2014-2019), Simon Moser (2013-2014)  und Luca Sbisa (2020-2021). Während Luca Sbisa seine Karriere mittlerweile beendet hat, spielt Simon Moser nach wie vor als Captain beim SC Bern. Einem SC Bern, zu dem Roman Josi nach wie vor eine enge Beziehung pflegt. In der Tat weiss man seit Mai 2020, dass Roman Josi und sein früherer Nationalmannschaftskollege Mark Streit Minderheitsaktionäre des SC Bern sind. Streit ist seither Verwaltungsrat des SC Bern, Josi lässt sich durch seinen Vater Peter vertreten. Der Berner Yannick Weber spielt aktuell bei den ZSC Lions, welche in dieser Saison Schweizer Meister wurden. Und mit Niederreiter und Fiala spielt Josi aktuell höchst erfolgreich an der WM in Prag.

Roman Josi ist seit 2010 bei den Nashville Predators unter Vertrag und verfügt aktuell über einen Vertrag bis 2027, im Jahre 2019 hatte er einen Achtjahresvertrag unterzeichnet. Und wenn die Predators früh aus dem Rennen um den Stanley Cup fallen, dann spielt Josi, wie dieses Jahr, in der Nationalmannschaft an den Weltmeisterschaften. Mit 10 Punkten, 3 Toren und 7 Assists, rangiert Josi aktuell auf Platz 4 der Torschützenliste der WM 2024. Zusammen mit mehreren NHL-Akteuren ist Josi die tragende Säule der Schweizer Nationalmannschaft. Auch Nico Hischier (9 Punkte) und Kevin Fiala (6 Punkte, allerdings mit zwei Spielen weniger als die beiden anderen) sind weit vorne in der Torschützenliste zu finden.

…. immer mal wieder zurück nach Bern

Roman Josi ist der Captain der Nashville Predators und er ist aktuell der Captain der Schweizer Nationalmannschaft. Josi ist also der unbestrittene Eishockey-Star. Josi ist wohl ähnlich bekannt und berühmt wie Roger Federer und er geniesst auch die gleichen Sympathien. Das ist insbesondere deswegen so, weil Roman Josi nach wie vor sehr bescheiden und respektvoll ist, wie wir Schweizer das eben mögen. Auch wenn er ein Superstar ist, er ist einer von uns. Er ist einer, der – wie Leon – in Bern aufgewachsen ist und immer wieder nach Bern zurückkehrt. Und so endet dieses Portrait mit einer weiteren wahren Geschichte.  Vor einigen Jahren war in einem Stadtberner Tennisclub eine Partie Doppel angesetzt. Als Pascal mit einem Freund den Tennisplatz betrat, um das Doppel zu spielen, wunderte er sich schon ein wenig, warum rund 100 Menschen gerade ihm zuschauen wollten. Das ist schon etwas unüblich.

Der Grund für die für einmal etwas grössere Zuschauerschar waren die prominenten Gegner: Roman Josi und Mark Streit. Das Doppel lief dann genau so ab, wie tausende andere Partien im Berner Frühsommer. Es wurde sehr engagiert, kämpferisch aber eben auch respektvoll gespielt. Und jemand hat gewonnen. Der Schreibende kann sich grad nicht mehr erinnern, wer gewonnen hat. Ist aber auch egal. Denn es ging ums Spielen und ums Zusammensein. Zusammensein mit Pascal, Roman, Mark, Leon, Ben, Samichlous oder wie sie alle heissen mögen. Ist auch egal. Denn wir begegnen uns in Bern alle auf Augenhöhe. Auch mit Roman Josi, denn er ist einer von uns.

Fotoquelle: Carola Fabrizia Semino