Der 96. Spengler Cup. Seit 1923 treffen sich Teams aus verschiedenen Ländern zwischen Weihnachten und Neujahr im Landwassertal . Das Eröffnungsspiel bestritten der HC Fribourg-Gottéron und Pardubice aus Tschechien. Und am Abend kam es zum Kracher zwischen dem letztjährigen Sieger Davos und dem Team Canada. Das Team Canada, das seit 2019 im Landwassertal auf den Turniersieg wartet. 

„We have to play better“, so die einfache Logik des Team Canada, das in den letzten Jahren jeweils enttäuscht hatte. Zuerst, am Nachmittag, hatten jedoch die Freiburger ihren ersten Auftritt seit 2012. Zur Erinnerung: Fribourg-Gottéron hat bereits zweimal am grössten Klubturnier der Welt teilgenommen. 1992 belegten die vom Duo Bykov-Khomutov angeführten Freiburger den fünften Platz . Im Jahre 2012 – in einem Turnier geprägt von der Lockout-bedingten herausragenden Präsenz von Spielern aus der NHL – erreichten die Drachen das Halbfinale.

Lars Leuenberger hat erst vor wenigen Tagen das Amt des Trainers bei Gottéron übernommen. Letzten Montag konnte Leuenberger mit dem 1:2 Sieg in Zug bereits einen Erfolg verbuchen. Zwei Tore geschossen und nur eines erhalten. Turnaround gelungen, denn: „Wir haben bisher zu viele blöde Tore erhalten“, so der Neo-Freiburger Coach vor Beginn des Spengler Cups.

Auf der anderen Seite stand jedoch mit Dynamo Pardubice der Verlierer des letztjährigen Finals und tschechischer Vizemeister 2024, der dieses Jahr nur ein Ziel hat. Gewinnen! Einen Anspruch, den sie in der 10. Minute ein erstes Mal in die Tat umsetzten. Von hinter dem eigenen Tor spielte Musil einen magistralen Pass bis an die gegnerische blaue Linie auf Radil. Dieser liess Reto Berra keine Chance und verwandelte zum 0:1. Lars Leuenbergers Ansage vor dem Spiel erhielt einen ersten kleinen Dämpfer. „Geniessen“ wolle man den Spengler Cup, so seine Devise.

In Überzahl legte Pardubice nach, so dass es nach gut 13 Minuten 0:2 stand. Es waren keine blöden Tore, im Gegenteil: die Tschechen zeigten, weshalb sie die eigene Meisterschaft zur Zeit anführen. Pardubice, das im Schnitt 188 cm gross und 93 Kilo schwer ist. Grösse und Masse, die sie gewinnbringend einzusetzen wissen. Ab dem zweiten Drittel vermochten die Freiburger der Leuenberger’schen Maxime schon besser nachzuleben. Sie stabilisierten sich defensiv und kassierten keine weiteren Tore. Zum noch grösseren Genuss des Trainers hätte es jetzt noch des einen oder anderen Tores bedurft. Jakub Lilja konnte diesen Genuss Sekunden vor Ende des zweiten Drittels auch nicht bringen. *Wenn wir wüssten woran es liegt, würden wir auch mehr Tore schiessen“, resümierte Christoph Bertschy kurz danach. Noch blieb ein Drittel, um Tore zu schiessen.

Die Erlösung bezüglich Tore schiessen – oder war’s der Bannbruch? – folgte in der 50. Minute durch Yannick Rathgeb. Der Verteidiger hatte sich vors gegnerische Tor geschlichen und schloss souverän ab. Und kurz danach konnten die Freiburger durch Ryan Gunderson die Partie zum 2:2 ausgleichen. Des Trainers Genuss war da. Es scheint eine Spezialität von Lars Leuenberger zu sein, schwierige Situationen zum Guten zu wenden. Schon Ende 2015 hatte er den SC Bern in einer äusserst schwierigen Phase übernommen. Es gelang ihm, die Berner zuerst zu stabilisieren, sie dann auf Rang 8 und damit knapp in die Playoffs und schliesslich zum Meistertitel 2016 zu führen. Die Physionomie des heutigen  Spiels erinnert etwas an Leuenbergers 2016er-Geschichte. Heute reichte es für Gottéron für die Verlängerung.

Nach eben dieser, ausgeglichenen Verlängerung kam es dann zum Penaltyschiessen. In dieser ultimativen Entscheidung wurde Lars Leuenbergers Genuss etwas eingeschränkt, denn Gottéron verlor diese Partie schliesslich. Aber die Richtung stimmt. Noch mehr Genuss dürfte für die Üechtländer wohl aber noch kommen. Oder wie es Leuenberger ausdrückte: „Wir müssen an der Effizienz arbeiten. Der Charakter der Mannschaft stimmt aber.“

Am Abend kam’s dann zum Knallerspiel zwischen dem Heimteam Davos und dem Team Canada. Das Team Canada, das traditionellerweise mit kanadischen Spielern bestückt ist, die in Europa agieren oder in den USA und Kanada in den unteren Liegen spielen. Mit diesem Turnier erhalten diese Kanadier auch die Möglichkeit, sich im internationalen Schaufenster zu präsentieren. Etwas, worauf die Kanadier brennen, datiert ihr letzter Spengercupsieg doch aus dem Jahre 2019. Danach, in den Jahren 2020 und 2021 fiel der Spengler Cup der Corona Pandemie zum Opfer. Und in den letzten beiden Jahren vermochten die Kanadier nicht zu überzeugen.

Bis Spielmitte war die Partie zwischen Davos und dem Team Canada zumindest resultatmässig ausgeglichen. In der 30. Minute glich Filip Zadina für die Davoser zum 2:2 aus. Danach ging’s allerdings recht schnell. Zuerst meinte der Davoser Torhüter Sandro Aeschlimann, die Scheibe unter seinem Handschuh blockiert zu haben, was aber nicht so war. 3:2 Team Canada. Die Kanadier powerten weiter. Logan Shaw lenkte einen Schuss von der blauen Linie vor dem Tor zum 4:2 fürs Team Canada ab. Dieser Zweitorevorsprung entsprach denn auch dem bisher Gezeigten.

Eigentlich war es zu diesem Zeitpunkt erst ein Vorsprung von zwei Toren. Allerdings glaube schon zu diesem Zeitpunkt fast niemand mehr an eine Davoser Wende. Umso mehr als Charles Hudon mit seinem zweiten Treffer des Abends die kanadische Führung auf 5:2 erhöhte. Das wars dann auch. Zum Schluss gewann das Team Canada mit 6:2.

Félicien du Bois, der SRF Co-Kommentator, fragte sich Ende des zweiten Drittels, ob die Kanadier diese Pace über 60 Minuten durchziehen könnten. Frage, die der SRF-Kommentator Reto Müller im Pauseninterview dem kanadischen Doppeltorschützen Charles Hudon grad weiterleitete. „We’ll see“, meinte dieser lapidar. Wohl schon jetzt wissend, dass man die Partie ohne grössere Probleme nach Hause fahren würde.

Das Fazit des ersten Spengler Cup Tages sieht auf den ersten Schweizer Blick nicht sehr erfreulich aus. Die Schweizer Teams haben zweimal verloren. Schaut man sich die Leistungen noch etwas differenziert an, erkennt man schon eine etwas erfreulichere Logik. Davos hatte schon in der Meisterschaft im Dezember eine kleine Baisse. Dass man diese Baisse gegen einen so starken Gegner wie das Team Canada nicht durchbrechen würde, erscheint nachvollziehbar. Auf der anderen Seite durften die Verantwortlichen von Gottéron erfreut feststellen, dass der Trainerwechsel Früchte getragen hat. Das Team tritt wesentlich stabiler auf, was auch dessen Fans zuversichtlich stimmen dürfte.

Freiburger Fans, die es sich nach dem Spiel wohl im eigens für den Spengler Cup betriebenen Chalet Fribourgeois gemütlich gemacht haben dürften. In diesem Chalet finden rund 120 Personen Platz und wenn man rein kommt, riecht es nach Käse. Moitié-Moitié, halb Greyerzer, halb Vacherin, wie sich das für Freiburger eben so gehört. Vielleicht fanden sich an diesem Abend auch Vertreter des HC Murten im Chalet ein. Der HC Murten? Warum wird dieser an dieser Stelle angesprochen? Lesen Sie dazu die weiteren Berichte rund um den Spengler Cup. Auflösung folgt.

 

 

Fotoquelle: Spengler Cup Finale 2019