
Schweizerdeutsch, Schiedsrichterentscheide und ein diskussionsloser Sieg
Der SCB verliert sein drittes Spiel in Serie. Zug gewinnt die heutige Partie diskussionslos mit 5:1. Zu reden gaben dann aber einige Schiedsrichterentscheide. Und dem 29-jährigen Tschechen Lukas Klok gefällt es in Bern sehr, dass er gerne noch mehr Schweizerdeutsch lernen würde.
Zu Beginn des Spiels zeigten die Berner eine Reaktion auf die letzten Niederlagen. Sie kamen mit einem aggressiven Forechecking aus der Garderobe und versuchten, temporeich zu spielen. Und wie das so ist, wenn man auch mit Emotionen spielt, stellten sich sofort die ersten Scharmützel ein. Der Zuger Jan Kovar rammte Tristan Scherwey den Stock ins Gesicht und dieser rächte sich mit seinen Fäusten. Resultat davon: Beide kassierten zwei Strafminuten. Was noch zu reden geben würde.
In der 8. Minute liessen die Berner den Zuger Sven Senteler im eigenen Verteidigungsdrittel lange, zu lange an der Scheibe gewähren. Er kurvte rund ums Tor, bediente seinen Verteidiger Dominik Schlumpf, der mittels Arm von Elvis Schläpfer zum 0:1 traf. Bern liess sich indes nicht entmutigen und powerte weiter. Was in der 13. Minute dann auch belohnt wurde. Marc Marchon traf zum 1:1. Keine zwei Minuten später gingen die Zentralschweizer allerdings wieder in Führung. Auch dieses Mal brachten die Berner die Scheibe zu lange nicht aus dem eigenen Verteidigungsdrittel.
Kleiner Exkurs: kennen Sie übrigens den Unterschied zwischen Zentralschweiz und Innerschweiz? Wenn nicht sei er hier also erklärt. Innerschweiz: Kantone bzw. Regionen mit Anstoss an der Vierwaldstättersee. Ganz Konservative sagen sogar, die Innerschweiz bezeichne nur die Urkantone des ersten Bundesbriefs, also nur Uri, Schwyz und Unterwalden. Zentralschweiz: LU OW/NW, UR SZ ZG. Aber zurück zum Eishockey.
Bern war in diesem ersten Drittel die engagiertere Mannschaft, machte mehr Druck, schoss häufiger aufs Tor, liess aber 2 Tore der clever aufspielenden Zuger zu. 1:2. Pause. Kurz nach Wiederbeginn wurde Louis Füllemann mit einer 5-Minuten plus Spieldauerdisziplinarstrafe unter die Dusche geschickt. Eine vermeintlich harmlose Aktion wurde von den Schiedsrichtern als Check gegen den Kopf taxiert, was die Berner Zuschauer ärgerte. Zumal der Stockschlag eines Zugers im ersten Drittel nur mit 2 Minuten bestraft worden war. Zugs damit folgendes Überzahlspiel war dann einigermassen harmlos. So richtig gefährlich wurde es vor dem Berner Tor kaum.
Die 5-Minuten Strafe gegen Füllemann lieferte dann auch nach dem Spiel einigen Gesprächsstoff. „Die Strafe gegen Füllemann verwirrt mich, weil es auch in den Augen internationaler Schiedsrichter keine solche Strafe geben sollte, wenn der Gegenspieler so tief geht“. Der Berner Coach Jussi Tapola meinte mit „so tief geht“ den Umstand, dass Füllemanns Gegenspieler in besagter Aktion seinen Kopf in Richtung Füllemanns Schulter senkte. Auf den Crosscheck Jan Kovars gegen Tristan Scherwey angesprochen, meinte Tapola noch: „Crosscheck gegen den Kopf gibt immer 5 Minuten“. Zusammenfassend: man hätte auch 5 Minuten gegen Kovar und maximal 2 Minuten gegen Füllemann geben können. In der Schweizer Liga dürfen allerdings Coaching Staffs offenbar nicht mit Schiedsrichtern reden und diese um Erklärungen bitten. Wer weiss, vielleicht könnten die Medien diese Rolle übernehmen.
Werfen wir einen vertieften Blick auf den Berner Verteidiger Lukas Klok. Seine Aktionen haben Hand und Fuss. Er liest das Spiel immer richtig und spielt sichere Pässe. Er ist der ruhende Pol in der Berner Defensive. Der 29-jährige Tscheche, der bereits in der Saison 2022/23 in der Schweiz für den HC Lugano spielte, verstärkt die Berner Defensive seit November 2024. Er ersetzte damals Anton Lindholm, der nach einer Verletzung für die gesamte Saison ausfällt. Lukas Klok musste gleich zu Beginn des dritten Drittels wegen eines hohen Stockes auf die Strafbank. Allerdings vermochte Zug auch diese Überzahlsituation nicht erfolgreich zu gestalten. Auch weil ihnen bei einem Lattenschuss ein wenig das Glück fehlte.
Ein grober Lapsus in der Berner Verteidigung führte dann in der 45. Minute zum 1:3 zu Gunsten der Zuger. Jan Kovar hatte getroffen. Ohne Assist. Weil ebendieser von einem Berner gekommen war. Eine weitere Strafe gegen Lukas Klok führte dann zu einem neuerlichen, dieses Mal erfolgreichen Powerplay für die Zuger. Andreas Wingerli lenkte vor dem Tor einen Schuss des Zuger Postfinance Topscorers Lino Martschini zum 1:4 ab. Dass der Tscheche Klok heute Abend zweimal auf der Strafbank war, ist für ihn völlig untypisch. Sieht man sich seine Strafen-Statistik der letzten Saisons an, so stellt man fest, dass er im Schnitt nur alle vier Spiele eine Strafe kassiert. „Bei der zweiten Strafe war ich vielleicht etwas über-motiviert. Ich hätte smarter spielen sollen“. Heute war für Klok wohl auch etwas Pech dabei.
Die Partie war gelaufen. Zumal die Berner begannen, sich auf Einzelaktionen zu konzentrieren. Was Teams in solchen Situationen gerne tun und was in den allermeisten Fällen erfolglos verläuft. Der SCB hat im Moment eine Baisse, hat man doch drei Spiele nacheinander verloren. „Das stimmt“, meinte Lukas Klok, aber „morgen haben wir die Gelegenheit zur Revanche“.
Nur noch statistische Bewandtnis hat die Geschichte, dass der Berner Coach Jussi Tapola rund 8 Minuten vor Schluss „all in“ ging.. Zug spielte in Unterzahl und Tapola ersetzte den Torhüter Adam Reideborn durch einen sechsten Feldspieler, was dann – für heute irgendwie logisch – schief ging. Jan Kovar traf zum 1:5. Der Rest war dann beidseits runter spulen der 60 Minuten. Eine Partie, die aus Berner Sicht erfolgsversprechend angefangen hatte, endete schliesslich mit einem klaren Zuger Sieg.
Zurück zu Lukas Klok: „Ich bin sehr dankbar, hier zu sein. Die Jungs haben mich sehr gut aufgenommen. Es ist ein grossartiges Team. Ich würde sehr gerne hier bleiben. Deswegen gebe ich mein Bestes.“ Lukas Klok, so erzählt man sich im Medienraum, würde bereits Schweizerdeutsch lernen. Darauf angesprochen meint er: „Weisst Du, ich habe in der Schule Deutsch gelernt. Schweizerdeutsch ist dann noch was anderes. Aber wenn die Jungs sprechen, dann verstehe ich schon etwas.“ Ein schweizerdeutscher Satz war dem sympathischen Tschechen vorderhand nicht zu entlocken. „Ich werde mehr Schweizerdeutsch lernen, falls ich nächstes Jahr da bleibe.“
Best Player
Bern: Marc Marchon
Zug: Leonardo Genoni
SC Bern – EV Zug 1:5 (1:2; 0:0; 0:3)
Tore:
0:1 |8.| Dominik Schlumpf (Senteler)
1:1 |13.| Marc Marchon (Vermin)
1:2 |15.| Attilio Biascha (Hansson, Eggenberger)
1:3 |45.| Jan Kovar
1:4 |48.| Andreas Wingerli (Marcini)
1:5 |52.| Jan Kovar
Zuschauer:
15’103 Zuschauer
Postfinance Arena
Foto: justpictures.ch