
Die Stimme des ZSC hat es prophezeit
«Die Löwen holen dieses Jahr den Eishockey-Meistertitel. Die Mannschaft ist nicht nur sportlich top, sondern besteht auch aus ganz feinen menschlichen Charakteren,» wusste Giovi Marti, der Stadionspeaker der ZSC Lions schon eine Woche vor dem Meistertitel. Zumindest wurde er im Tagesanzeiger so zitiert. Und die ZSC Lions haben diese Prophezeiung auch wahr gemacht. Sie holten den Titel und das sehr verdient.
Kommen wir zuerst noch kurz auf den Spielverlauf am Donnerstag zurück. Die Lions gingen in der selbstverständlich wieder ausverkauften Vaudoise Arena in der dritten Minute durch Chris Baltisberger 0:1 in Führung. Suomela und Arélien Marti kehrten die Partie dann aber noch im ersten Drittel zu Gunsten der Lausanner. Die Waadtländer gingen damit mit einer Führung in die erste Drittelspause. Der Meistertitel war zu diesem Zeitpunkt noch aufgeschoben. In der 35. Minute konnte dann aber der Marti der ZSC Lions, Christian mit Vornamen, die Partie wieder ausgleichen. Und in der 53. Minute war es denn Jesper Fröden, der den ZSC Lions mit seinem 2:3 den Titel sicherte. Und damit Giovi Martis Prophezeiung wahr machte.
Die Stimme des ZSC
Der Tagesanzeiger porträtierte letzte Woche Giovanni Marti, den alle Giovi nennen. Marti ist seit 25 Jahren die Stimme des ZSC, der Stadionspeaker also. Aber was ist eigentlich ein Stadionspeaker? Es ist eine Stimme, die den Fans vertraut ist, es ist die Stimme, die immer perfekt daher kommt und die die Matches begleitet. Die Stimme, die Mannschaftsaufstellungen, die Tore und die Strafen ansagt. In Bern heisst die Stimme Geri Ryser, in Zürich Giovi Marti. Beide zeichnet etwas aus. Sie üben ihre Tätigkeit mit Leidenschaft aus. Und beide sind die Visitenkarte des jeweiligen Vereins. Darf man hören, dass den Speaker die Tore des Heimteams mehr freuen? Ja, schon, bei diesen Toren wird auch Marti zuweilen laut und emotional. Marti ist übrigens auch Co-Leiter von Seminaren für Stadionspeaker der höchsten Eishockeyligen.
Giovi Marti erfährt als Speaker immer mal wieder die Wertschätzung des Publikums, manchmal verteilt auch er sogar Autogramme. Und für Giovi Marti haben sich auch Freundschaften mit Spielern ergeben. Mit jenen Menschen also, die am letzten Donnerstag wieder mal zu Helden geworden sind. Und damit sind wir beim Meistertitel der ZSC Lions, dem zweiten Titel in Folge.
Der 11. Titel der Lions
Den ersten Titel der Clubgeschichte errangen die Lions vor fast 90 Jahren, im Jahre 1936. Der nächste folgte 1949, der übernächste 1961. Und dann musste sich Zürich fast 40 Jahre lang gedulden. In den letzten 25 Jahren heimsten die Zürcher dann insgesamt 8 Titel ein. 2000, 2001, 2008, 2012, 2014, 2018 und eben 2024 und 2025. Mit den 11 Titeln sind die Lions auf Rang 3 der erfolgreichsten Titelhalter. Vor Arosa, das 9 Titel erringen konnte und Lugano mit 7 Titeln. Es folgen La Chaux-de-Fonds mit 6, Kloten mit 5 und Biel mit drei Titeln. Rang 3 der ZSC Lions dürfte also für lange Zeit gefestigt sein, denn Arosa und La Chaux-de-Fonds kommen aktuell bekanntlich für Titel nicht in Frage und die Wahrscheinlichkeit, dass Lugano und Kloten in den nächsten Jahren 4 bzw. 6 Titel erringen, ist doch ziemlich klein.
Vom Rekordmeister HCD zu den Exoten
Bis heute unumstrittener Rekordmeister ist der HC Davos. Die Landwassertaler zählen 31 Titel. Gefolgt mit sehr grossem Abstand vom SC Bern, der 16 Titel erringen konnte. Und am anderen Ende der Titel-Rangliste stehen vier Vereine, die man heute nicht mehr mit Spitzeneishockey in Verbindung bringt und die es teilweise auch nicht mehr gibt. Drei Titel auf dem Konto haben Rosey-Gstaad, Bellerive Vevey, der EHC St. Moritz und der HC Bern. Ja, ihr lest richtig, HC Bern und nicht SC Bern. Letzterer wurde erst 1931 gegründet, Die drei Titel des HC Bern jedoch stammen aus den Jahren 1916, 1917 und 1918. Kurze Zeit später wurde der Club dann wohl aufgelöst.
Die Meistermacher
Die ZSC Lions haben viele Meistermacher, viele Spieler, Coaches und der Sportchef, die Anteile am Meistertitel haben. Zu erwähnen ist zuallererst einmal Marc Crawford, der den Klub Ende 2024 überraschend schnell verlassen hat. Und dies in Folge eines eigenen Entscheides. Rund um Weihnachten musste man also sehr rasch einen neuen Trainer finden. Und man wurde beim Farmteam, den GCK Lions, fündig. Seither hat Marco Bayer die Verantwortung bei den Lions. Und er tat das äusserst erfolgreich. Denn neben dem Meistertitel gewannen die Lions auch die Champions Hockey League. Eingesetzt wurde Bayer durch den seinerseits sehr erfolgreichen Sportchef Sven Leuenberger.
Der 55-jährige ältere Bruder des aktuellen Gottéron Trainers Lars Leuenberger zählt für sich alleine mehr Meistertitel als sein jetziger Arbeitgeber. Nämlich deren 12. Leuenberger war als Verteidiger eine Schlüsselfigur des SC Bern und führte diesen in den Jahren 1989, 1991, 1992 und 1997 zu vier Meistertiteln. 1997 übrigens auswärts in Zug.
Danach wechselte Leuenberger in die Rolle des Sportchefs und konnte auch da grosse Erfolge feiern. Beim SCB zeichnete er verantwortlich für fünf Meistertitel, nämlich 2004, 2010, 2013, 2016 und 2017. Unvergessen bleibt dabei der Rollenwechsel Leuenbergers im November 2015. Sven trat damals zu Gunsten seinen Bruders Lars zurück, der einen schwachen SCB als Headcoach übernahm und danach zum Titel 2016 führte. Sven Leuenberger blieb noch ein Jahr beim SCB, fortan allerdings mit der Aufgabe der „strategischen Sportentwicklung“. Und seit 2017 ist er nun Sportchef der ZSC Lions, mit denen er 2018, 2024 und 2025 den Titel feiern durfte. Auf Leuenberger wartet aktuell noch eine Aufgabe, die eigentlich keinen anderen als den allseits erwarteten Ausgang dulden dürfte. Die Vertragsverlängerung mit dem Meistertrainer Marco Bayer.
Bei den Spielern herauszuheben ist da zuerst mal der Torhüter Simon Hrubec, der mit einer Fangquote von 92.1% ein starker Rückhalt ist. In der Qualifikation am meisten Scorerpunkte gesammelt hat Jesper Frödén, gefolgt von Derek Grant und Sven Andrighetto. Beste Punktesammler in den Playoffs waren dann Sven Andrighetto und Denis Malgin. Herauszuheben ist denn auch der Verteidiger Yannick Weber, der als Verteidiger in der Regularseason eine +/- Bilanz von +17 aufweist, ein fast schon überragender Wert. Auch in den Playoffs war Weber eine wichtige Stütze der Zürcher Abwehr.
Zum Schluss schauen wir nochmals zurück auf die Playoff Serie der Lions:
Viertelfinal gegen Kloten: 4:1 in der Serie (Ergebnisse 5:1, 5:0, 1:0, 1:2, 5:2)
Halbfinal gegen Davos: 4:2 in der Serie (Ergebnisse 6:1, 3:4, 5:1, 1:3, 3:0, 6:4)
Final gegen Lausanne: 1:4 in der Serie für die Lions (Ergebnisse 0:3, 2:3 n.V., 4:2, 1:3, 2:3)
Insgesamt bilanziert der Chronist: die Lions sind der verdiente Meister 2025. Weil sie über die gesamte Saison gesehen die konstanteste Leistung erbringen konnten und weil sie in den Playoffs zur Höchstform aufliefen.
Lausanne HC – ZSC Lions 2:3 (2:1|0:1|0:1)
Serie: 4:1 für die ZSC Lions, die Lions sind Schweizermeister
Tore:
0:1|3.|Chris Baltisberger (Sigrist, Kukan)
1:1|6.|Antti Suomela (Glauser, Öksanen)
2:1|19.|Aurélien Marti (Kahun)
2:2|35.|Christian Marti (Lammiko, Zehnder)
2:3|53.|Jesper Fröden (Malgin, Lehtonen)
Zuschauer:
9’600 Zuschauer
Vaudoise Arena, Lausanne
Fotoquelle: Giovi Marti, Facebook