
Wenn der Materialwart einen Assist verbucht
In aller Regel gibt es im Eishockey bei einem Tor drei Spieler, die einen Scorerpunkt gutgeschrieben erhalten. Der Torschütze dank seinem Tor, dann aber auch der letzte und der vorletzte Passgeber. Beim 3. Tor im Spiel der Schweiz an der WM 2025 gegen Norwegen hatte noch ein anderer seine Hände entscheidend im Spiel. Nämlich jener, der für die Stöcke zuständig ist.
Stefan Steiner und Jürg Hegi, so heissen gemäss Homepage des Verbandes die beiden „Equipement Manager“ der Schweizer Eishockey Nationalmannschaft. „Equipement Manager“ oder zu Deutsch Materialwart, zuständig für sämtliche materialtechnischen Belange. So auch für das wohl wichtigste Utensil jedes Spielers, nämlich für den Stock. Und wer jetzt denkt, das sei jetzt nicht so eine Kunst, für Spieler den richtigen Stock bereit zu machen, dem sei Folgendes mitgeteilt.
Einen optimalen Stock hat man, wenn man zumindest die folgenden Fragen korrekt beantwortet:
- Links oder rechts? Oder führe ich den Stock links oder rechts vom Körper. Entsprechend muss die Stockschaufel gebogen sein.
- Stick felx, das ist die Maßeinheit wie flexibel oder steif dein Hockeyschläger ist, wenn man schiessen will. Die Flex-Rate zeigt dir, wie viel Gewicht man braucht, um den Schläger beim Schuss zu biegen.
- Der sogenannte Kick-Point bestimmt den Ort im Stockschaft, wo sich dieser biegt. Eher einen tiefen Kickpoint haben Stürmer, die sich oft vor dem Tor aufhalten und einen guten Handgelenk Schuss haben.
- Was ist die optimale Länge des Stocks?
- Wie stark muss die Kelle gebogen sein?
- Und schliesslich stellt sich die Frage nach dem Profil und dem Grip des Stockschaftes. Schaut man sich auf Fachseiten etwas um, zeigt sich, dass es mindestens 8 verschiedene Profile für einen Eishockeystock-Schaft gibt.
Es zeigt sich also: welchen Stock ein Spieler zur Verfügung hat, ist für seinen Erfolg von entscheidender Bedeutung. Und damit kommen wir zur Szene im Spiel Schweiz vs. Norwegen, die in Erinnerung bleiben wird. Tyler Moy, der Stürmer der Rapperswil Jona Lakers, spielt an dieser WM im Schweizer Team. My ist der Sohn eines Amerikaners und einen Luzernerin. Er kam vor knapp 30 Jahren in San Diego, in Kalifornien zur Welt und spielte – zusammen mit dem Materialwart – im Spiel gegen Norwegen eine herausragende Rolle. Und das ging so:
Tyler Moy bestritt im eigenen Verteidigungsdrittel ein Pully. Und brach dabei seinen Stock. Ein Spieler ohne Stock ist nichts wert, das weiss man. Entsprechend eilte Moy nach dem Stockbruch zur Auswechselbank, um sich – wie wohl viele und so auch die Norweger dachten – eben nicht auswechseln zu lassen. Moy eilte also zur Auswechselbank und kriegte doch 11 Sekunden nach dem Stockbruch einen optimalen neuen Stock. Vergleichen Sie dazu die oben stehende Liste, was einen optimalen Stock ausmacht.
Moy, den längst alle Gegenspieler vergessen hatten, fuhr mit dem neuen Stock durchs norwegische Verteidigungsdrittel zurück an die blaue Linie. Und kriegte dort einen Pass von Timo Meier. Moy konnte dann alleine gegen den norwegischen Torhüter fahren. Und erwischte diesen mit einem flachen Handgelenkschuss. Der Stock hatte also die richtige Länge, die richtig gebogene Kelle, den richtigen Kick point und war richtig rum gebogen. Ob Moy dann mit genau diesem Stock das Spiel zu Ende gespielt hat, ist nicht überliefert.
In dem Sinne: ein Hoch auf die Schweizer „Equipement Manager“.
Foto: City-Press GmbH