Bern gewinnt – 1, 2, 400 und 600 spielen dabei eine Rolle

von 13.September 2025National League

Bern habe nicht schlecht gespielt am Dienstag in Zug, man habe aber über zu wenig Durchschlagskraft verfügt. Wiedergutmachung war heute Abend in der Postfinance Arena angesagt. Das gelang schliesslich auch. An einem Abend, an dem Simon Moser (Foto von einem letztjährigen Spiel gegen Gottéron) für eine beeindruckende Karriere geehrt wurde.

Nach einem eher verhaltenen, einige würden sagen, etwas fahrigen Beginn stabilisierte der SC Bern sein Spiel zunehmend. Es resultierten einige flott vorgetragene Angriffe, die allerdings den Neo-Genfer Goali Stéphane Charlin noch nicht zu beunruhigen vermochten. Auch Servette hatte einige Abschlüsse, aber auch der Berner Torhüter Adam Reideborn verbrachte vorderhand einen ruhigen Abend. Beide Torhüter gingen schliesslich mit einer hervorragenden Fangquote von 97% aus der Partie raus.

Bei Bern wurden vor dem Spiel Joel Vermin für sein 400. und Simon Moser für sein 600. Spiel für den SCB geehrt. Dieses hatten beide zum Ende der letzten Saison während den Playoffs bestritten. Nun spezifisch zu Simon Moser. Er begann seine NLA-Karriere als 18-Jähriger im Emmental, bei den SCL Tigers. Dies vor 18 Jahren, in der Saison 2007/08. Noch in der gleichen Saison wechselte er ins Wallis in die NLB zum HC Martigny und erzielte in 36 Partien 7 Tore und 5 Assists.

Die Partie plätscherte so dahin, es gab beidseits Chancen als plötzlich Waltteri Merelä in der 14. Minute die Scheibe ins Genfer Tor stocherte. Als offizieller (erster) Assist wurde Miro Aaltonen angegeben. Was den Offiziellen entgangen war, hatte der heute als Zuschauer anwesende Speaker des SCB, Geri Ryser, gesehen. Es gab beim ersten Berner Tor einen zweiten Assist und das war die Nummer 37, Anton Lindholm.

Bern hatte mittlerweile auch gemäss Statistik etwas Oberwasser, will heissen mehr Schüsse aufs Tor abgegeben als Genf. Am Spielgeschehen sollte sich bis Ende des 1. Drittels nichts mehr ändern und so ging man mit 1:0 zu Gunsten des SCB in die Pause. In eben dieser Pause machte ein weiterer freundlicher Zuschauer auf einen weiteren optimierbaren Umstand aufmerksam: „Bern gewinnt kein einziges Bully“, meinte er. Ganz richtig lag er damit zwar nicht, aber die Tendenz stimmte. Servette hatte 1,6 mal mehr Bullys gewonnen als Bern.

Bei Bern war übrigens Ramon Untersander auch heute noch der Postfinance Topscorer. Nicht, weil er Scorerpunkte gesammelt hätte aber weil Bern in Zug keine Tore erzielt hatte und am Anfang der Saison jeweils der Captain, bei Bern also Untersander das Topscorer Shirt tragen darf. Bern kam auch im zweiten Drittel immer mal wieder zu Chancen, es mangelte allerdings nach wie vor an Effizienz. 9:3 Abschlüsse für Bern im zweiten Drittel lautete zu Spielmitte die Statistik. Was die fehlende Effizienz deutlich bestätigte.

Simon Moser verbrachte auch zwei Saisons „ännet dem Teich“. Die Saison 2013/14 in der AHL bei den Milvaukee Admirals, wo er 48 Spiele bestritt und 8 Tore und 18 Assist erzielte. In den darauf folgenden Saison spielte er für die Nashville Predators in der NHL und traf dort auf einen anderen Berner. Roman Josi. Auch daran konnte sicher der Speaker Geri Ryser erinnern als er nach dem Spiel auswendig zitierte: Simon Moser hat sogar 6 Mal in der NHL gespielt und dabei je ein Tor und einen Assist erzielen können. In seiner herausragenden Karriere spielte Moser auch für die Schweizer Nati. Insgesamt 61 Mal lief er mit dem Schweizer Kreuz auf. 15 Tore und 14 Assists waren seine Ausbeute. Der Schreibende hatte für das Interview nach dem Spiel eine detaillierte Frage für Moser vorbereitet. Gewohnt freundlich und gut gelaunt erschien Simon Moser zum Interview.

„Simon Moser, ich gratuliere zu 600 Partien für den SCB, zu rund 780 Partien in der NLA und NLB und zu weit über 800 Partien auf höchstem Niveau, wenn man die AHL und die NHL dazu zählt. Eine beeindruckende Karriere ,“ so die gut recherchierte Frage. Und Moser antwortete kurz und präzis: „Bis jetzt schon, es war speziell, dass es heute wieder thematisiert wurde. Ich habe viele schöne Momente erlebt, ich möchte jetzt aber nicht zurück schauen, sondern nach vorne schauen aufs nächste Spiel.“ Was wir selbstverständlich so akzeptieren. Die Zeit zum Zurückschauen wird kommen. Und wir werden sie dann auch nutzen.

In der 34. Minute konnte Genf die Partie mit einem vielleicht nicht ganz unhaltbaren Tor Markus Granlunds ausgleichen. Die Partie – ich weiss, ich schreibe das zum zweiten Mal – plätscherte weiter dahin. Und Bern hatte weiterhin mehr Abschlüsse als Genf. Und weiterhin musste man seitens der Berner fehlende Effizienz konstatieren. So endete das zweite Drittel unentschieden 1:1. Die Fans versuchten sich inzwischen mit einfachen Gesängen in Stimmung zu bringen.

„Es ist ja nun wirklich kein schlechtes Spiel. Man kann aber copy paste des Berichts vom letzten Dienstag machen. Das ist für Journalisten heute extrem praktisch“, meinte ein ebensolcher in der Pause im Medienraum. An der Chancenauswertung werden die Berner also noch arbeiten müssen.  Simon Moser bestätigte diese Sichtweise nach dem Spiel. „Ja, es ist so. Phasenweise spielen wir gut, es ist auch gut zum Zuschauen aber die Effizienz fehlt.“

Die gut 15’000 Zuschauerinnen und Zuschauer legten 5 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit noch ein Zacken zu. „Stöht uf we dir Bärner sit“, sangen sie auf der Stehplatzrampe und die Sitzplatzzuschauer standen tatsächlich auf. Und es nützte – fast. Aaltonen legte für Merelä auf und dieser kam ein weiteres Mal nicht an Charlin im Genfer Tor vorbei. Und dann waren die 60 Minuten vorbei. Verlängerung,

In der Verlängerung begingen die Genfer einen Wechselfehler, was den Berner eine Überzahl während den letzten 1:50 Minuten bescherte. Jussi Tapola, der Berner Coach, nahm sein Timeout und die Stehplatzzuschauer forderten einmal mehr: „Stöht uf we dir Bärner syt“. Es fiel allerdings kein Tor mehr und damit kam’s zum Penaltyschiessen oder wie es in solchen Fällen durch die Arena tönt: „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“. Mal schauen, ob die Berner seit der letzten, in dieser Disziplin sehr schlechten Saison, Fortschritte erzielt haben.

Haben sie! Bern gewann dank Toren von Aatonen und Häman Aktel das Penaltyschiessen mit 2:1 und sicherte sich damit den zweiten Punkt des Abends. Hat der SCB mit Häman Aktell einen routinierten Penaltyschützen in seinen Reihen? „Nein, das war in der Tat mein erstes Penaltyschiessen. Es war cool!“, meinte er danach. Jussi Tapola dürfte also einen guten Penaltyschützen entdeckt haben. Nochmal Häman-Aktell. „Mal schauen, ob der Coach mich wieder schiessen lässt. ich mache es gerne, wenn sie mich schiessen lassen.“

Und damit zurück zu Simon Mosers und dessen Zielen für die Saison. „Meine Ziele sind ganz klar: wir wollen eine bessere Saison als letztes Jahr. Wir spielten resultatmässig zwar eine gute Qualifikation, aber in den Playoffs haben wir jeweils verloren. Wir müssen jetzt einen weiteren Schritt machen“, sagt es und verabschiedet sich lächelnd mit einem freundlichen „häb’s guet“ in den Kabinengang.

Best player:
SC Bern: Waltteri Merelä
Servette: Jesse Puljujärvi

.

SC Bern – Genève-Servette HC 2:1 nP (1:0 |0:1| 0:0)

Tore:
1:0| 14.| Waltteri Merelä (Aaltonen)
1:1| 34.| Markus Granlund (Puljujärvi, Manninen)

Zuschauer:
14’523 Zuschauer
Postfinance Arena

 

Foto: justpictures.ch