Der SCB ist zum Siegen zurückgekehrt

von 12.Oktober 2025National League

Der Trainerwechsel trägt beim SCB seine Früchte. Nach dem klaren 7:0 Sieg in der Champions League am Mittwoch gegen Belfast folgte heute ein souveräner 3:0 Sieg gegen den ungleich stärkeren EV Zug. Sandro Zurkirchen (Foto) hütete heute das Berner Tor und feierte gegen seinen Junioren Club ein Shutout. Und Benjamin Baumgartner erzielte eine lupenreinen Hattrick zum völlig verdienten 3:0 Sieg gegen die Zentralschweizer.

Um auf sechs ausländische Verstärkungsspieler auf dem Feld zählen zu können, war Adam Reideborn heute überzählig. An dessen Stelle hütete Sandro Zurkirchen das Berner Tor. Dank dieser Massnahme konnte wohl auch die Paradelinie aus dem Belfast Sieg (7:0) wieder zusammen antreten. Victor Ejdsell, Emil Bemström und Miro Aaltonen sollten vor dem Zuger Tor für Gefahr sorgen.

Der SCB startete gut in die Partie, hatte viel Scheibenbesitz und kam auch zu einigen Chancen. Es war bereits beim Spiel am Mittwoch gegen Belfast und auch heute in den ersten Minuten klar sichtbar: Es ist dem neuen Staff gelungen, die Mannschaft aus dem Schablonen-Korsett zu befreien. Man sucht den direkten Weg aufs Tor und nimmt auch immer wieder die möglichen Abschlüsse wahr. Und auch gegen hinten hatte der SCB alles im Griff.

Die Innerschweizer, aktuell mit 23 Punkten auf Rang 6 klassiert, kamen im ersten Drittel nur zu sehr wenigen Chancen. Und diese waren dann auch nie sehr gefährlich. Den Berner Schlussmann Zurkirchen vermochten die Zentralschweizer während dem ganzen Spiel nicht zu beunruhigen. Dem Berner Publikum gefiel hörbar, was es bisher gesehen hatte. Auch wenn bis zum Ende des ersten Drittels kein Tor gefallen war. 0:0. Pause. Nach der Pause war die Spielphysionomie die Gleiche. Bern kontrollierte das Spiel und kam zu Chancen.

Wegen hohem Stock kassierte Anton Lindholm eine 2+2 Minuten Strafe. Zug gelang es nicht, ein Powerplay zu installieren. Bern konnte sich immer wieder befreien und die Scheibe aus dem eigenen Drittel spielen. Insgesamt hatten die Berner während den gesamten vier Strafminuten mehr Chancen als die Zuger. Und so verbrachte der Berner Torhüter Zurkirchen sogar in Unterzahl einen geruhsamen Moment. Bern drückte danach weiter und kam auch zu Chancen. Eine davon konnte Benjamin Baumgartner in der 35. Minute dann zum 1:0 nutzen.

Wie verdient diese Berner Führung zu diesem Zeitpunkt war, zeigt ein Blick in die Schussstatistik. 17 Schüsse aufs Tor für Bern, lediglich deren 7 für Zug. Und während diese Zeilen geschrieben wurden, erhöhte Baumgartner – wieder er – auf 2:0. Die Schussstatistik lautete mittlerweile 20:9. Auch das ein eindrücklicher Beleg für den neuen SCB. Das Berner Publikum freute sich weiter und die Spieler kriegten die 2. Pause. Und wurden in eben diese mit Applaus begleitet. Das Publikum honorierte damit das, was Benjamin Baumgartner nach dem Spiel treffend zusammenfasste: „60 Minuten Gas geben, 60 Minuten kämpfen, ein gutes Unterzahlspiel gehabt und defensiv stark gespielt.“

In dieser Pause sei noch auf eine weitere Statistik hingewiesen, welche den neuen SCB symbolisiert: Aufgefallen war dies dem neben mir sitzenden Journalisten des Blick. 16:5 Torschüsse für den SCB in einem zweiten Drittel, in welchem die Berner während 4 Minuten in Unterzahl spielen mussten. Und Sandro Zurkirchen im Berner Tor verbrachte nach wie vor den deutlich geruhsameren Abend als sein Gegenüber Leonardo Genoni. Zurkirchen bezeichnete Genoni nach dem Spiel als lebendige Legende in der Schweiz. „Gegen Genoni sind es immer sehr schwierige Spiele und wenn’s läuft wie heute, ist es umso schöner“, meinte der Berner Schlussmann. Ob er sich das mal habe träumen lassen, gegen Zug in Bern ein Shutout zu machen. „Soweit habe ich nie überlegt“, meinte er glücklich.

Bern beschränkte sich im dritten Drittel im Wesentlichen darauf, die Partie zu kontrollieren und den Sieg nach Hause zu fahren. Und auf Zuger Seite war der unbändige Siegeswille nicht mehr wirklich auszumachen. Erst zwei Minuten vor Schluss nahm der Zuger Trainer Michael Liniger seinen Torhüter zu Gunsten eines sechsten Feldspielers vom Feld. Einige Sekunden später folgte auch das Zuger Timeout. „Stöht uf we dir Bärner syt“, skandierten die Stehplatzzuschauer und die Sitzplatzzuschauer folgten dem Appell. Und so zerrannen die Sekunden für Zug. Genau 10,5 Sekunden vor Schluss machte Benjamin Baumgartner seinen Hattrick und damit den 3:0 Sieg des SCB perfekt. Was schöner sei, wurde Benjamin Baumgartner nach dem Spiel gefragt, der Hattrick oder zu gewinnen? „Z’gwinnen“, meinte er ohne überlegen zu müssen. Und hat damit sicherlich recht. Denn die weiteren drei Punkte tun dem SCB gut.

Lassen wir Benjamin Baumgartner nochmal zu Wort kommen mit der Frage: kann man es besser machen als heute? „Ja klar, besser geht’s immer. Aber wenn du hinten keinen kriegst und vorne drei machst, dann ist das fast das perfekte Spiel“, sagt’s und kehrt mit einem Lächeln in die Garderobe zurück. Warum es denn nun, nach dem Trainerwechsel so gut laufe, wurde schliesslich der Torhüter Sandro Zurkirchen gefragt. „Ich finde, wir haben eine qualitativ sehr gute Mannschaft. Die Teammitglieder haben sehr viele Skills, sehr viel Speed und Kreativität. Das haben wir zuvor nicht umsetzen können. Warum das so war, das müssen andere rausfinden.“ Vielleicht muss man das auch nicht mehr rausfinden. Hauptsache es läuft jetzt.

Wir beschliessen diesen Artikel mit der geographisch-sprachlichen Erkenntnis des Abends. Sandro Zurkirchen stammt aus Seewen, Kanton Schwyz. Doch im dortigen Dialekt nennt man das eigene 3000-Seelen-Dorf nicht Seewe sondern Seebe. Und von eben diesem Seebe hat man übrigens einen wundervollen Blick auf die beiden Mythen, zwei Berge. Ein Mythos ist eine überlieferte Erzählung, die als symbolischer Ausdruck tiefer menschlicher Erlebnisse dient. Solche Mythen bzw. solche menschlichen Erlebnisse wie heute will man in Bern noch viele haben.

Best Player
SC Bern: Sandro Zurkirchen
EV Zug: Leonardo Genoni

SC Bern – EV Zug 3:0 (0:0 |2:0| 1:0)

Tore:
1:0| 35.| Benjamin Baumgartner (Scherwey)
2:0| 38.| Benjamin Baumgartner (Häman-Aktell)
3:0| 60.|Benjamin Baumgartner

Zuschauer:
16’322 Zuschauer
Postfinance Arena

 

Foto: Valentin Lagger