Champions Hockey League als Booster fürs Selbstvertrauen

von 9.Oktober 2025CHL

Es ist Campions Hockey League, Bern schiesst sich den Frist von der Seele und trotzdem: (fast) keiner geht hin. Das zeigt sich schon bei der Fahrt ins Stadion. Strassen und öV verzeichnen keine erhöhte Beanspruchung. Das Stadionrestaurant, das üblicherweise vor dem Spiel voll ist, zeigt gähnende Leere und auch das Medieninteresse ist deutlich zurückhaltender als sonst. Warum bewegt die Fussball Champions League die Massen und setzt Millionen um? Und warum ist das im Eishockey anders? Und warum vermochte auch der neue Coach Heinz Ehlers (Bild) nicht mehr Fans in die Arena zu bewegen? Eine Spurensuche.

 

Die reduzierte Medienbetreuung rechtfertigt sich sicherlich auch, wenn man die anwesenden Medienschaffenden zählte. Kristian von Bund/BZ, Albi der legendäre Berner Sportjournalist, Roman für hockeyfans.ch und ich, der heutige Chronist. Daneben noch Leute von der TV-Übertragung. Die karge Medienschar rechtfertigt die Frage, wieso es nicht gelungen ist, die Medien für die Champions Hockey League zu begeistern. Warum kommen die Zuschauer nicht zahlreich? Und was bräuchte es, um das Interesse an der Chamions Hockey League zu steigern?

Ungeachtet all dessen kamen die Berner konzentriert aus der Kabine und bescherten ihrem neuen Coach, Heinz Ehlers, einen Start nach Mass. Nach knapp 40 Sekunden eröffnete Miro Aaltonen das Score für Bern. Sie fragen sich jetzt vielleicht, weshalb ich hier Aaltonen und im Matchtelegramm Bemström als Torschütze aufführe. Die Antwort ist einfach. Offiziell wurde Bemström als Torschütze deklariert, weil er – vermeintlich – der letzte Spieler gewesen sein soll, der die Scheibe berührt hat.

Richtig ging die Szene aber so: Miro Aaltonen gewann das Bully vor dem Belfaster Tor, legte nach hinten auf Bemsträm ab, der den Pfosten traf. Dann berührte aber Aaltonen die Scheibe nochmal bevor die nordirische Defensive die Scheibe ins eigene Tor beförderte. Insofern wäre eben Aaltonen der korrekte Torschütze gewesen. Es dauerte dann bis zum ersten Powerbreak, also bis zur 7. Minute, ehe Belfast den ersten Schuss auf Adam Reideborn im Berner Tor abgab. Bern war drückend überlegen und konkretisierte diese Überlegenheit in der 8. Minute mit dem 2:0 durch Emil Bemström. Diesmal stimmte der offiziell verkündete Torschütze auch.

Bleiben wir kurz beim Neo-Coach Ehlers Am letzten Wochenende brachte der wie immer hervorragend informierte Journalist Klaus Zaugg den Dänen als möglichen SCB Trainer ins Gespräch. „Wo er war, hatte er Erfolg, seine Autorität und Integrität sind unbestritten,“ kommentierte Zaugg. Um dann noch die folgende Bemerkung anzufügen: „Bis dahin verbringt er (Ehlers) die Zeit als Assistent bei Basel. Das ist eigentlich absurd, wie wenn Marc Lüthi Vizemanager beim EHC Oberlangenegg wäre“ Oberlangenegg? Wie kommt Klaus Zaugg zu diesem Vergleich? Diese Redaktion weiss es. Hanspeter Bischoff, der äusserst freundliche und sympathische Helfer im SCB Medienraum betreut zuweilen auch die Strafbank beim EHC Oberlangenegg. Bischoff hat dies am letzten Wochenende Klaus Zaugg erzählt. Und Zaugg hat sich „EHC Oberlangenegg“ offensichtlich gemerkt und diesen gleich in seinem Artikel verarbeitet.

In Überzahl erhöhte Bern noch zum 3:0 und so ging man dann in die erste Pause. Ein Ausrufezeichen für Bern und dessen neuen Coach Heinz Ehlers, So viele Tore wie in diesem ersten Drittel hatte Bern bisher jeweils während einem ganzen Spiel nicht erzielt. Zu Spielmitte erzielte Marco Müller dann das 4:0 für den SCB. Ein Tor, das niemand gesehen hatte. Denn 32 Sekunden später entschieden die Head Schiedsrichter, sich die Szene anzusehen und dann wurde klar, die Scheibe war klar im Tor, spickte aber so schnell wieder aus ebendiesem heraus, dass es fast nicht wahrzunehmen war.

Gegen Ende des zweiten Drittels wurde eine „Wahrscheinlichkeit für den Spielgewinn“ publiziert. Diese Wahrscheinlichkeit errechnet sich aus Spielverlauf, Chancen, bisherigen Toren und sonstigen historischen Fakten. Und die Berner Sieg-Wahrscheinlichkeit lag da bei nahezu 100%. Bestätigt wurde diese Wahrscheinlichkeit nur Sekunden später durch das 5:0 von Benjamin Baumgartner. Zu diesem Zeitpunkt war somit schon ziemlich klar, dass es für den Belfaster Topscorer David Goodwin heute Abend zu einem „No-Win“ kommen würde. Auf Berner Seite heisst der Champions Hockey League Topscorer übrigens Waltteri Merelä.

Auch im dritten Drittel schossen sich die Berner weiterhin den bisher aufgestauten Torflaute-Frust aus der Seele. Nach 42 Minuten stand es 6:0. Was einen Spassvogel auf der Medientribüne zum Spruch verleitete, Belfast sei in etwa so stark wie ein Schweizer Swiss League Team. Womit er durchaus recht hatte. Und was auch eine der Erklärungen sein könnte, weswegen die Champions Hockey League die Massen nicht anzieht. Zu gross sind die Unterschiede zwischen den Teams, entsprechend ist für die Spiele keine Spannung aufzubauen. Oder um es mit Fussball zu vergleichen. Die Partie SCB – Belfast ist vermutlich vom Qualitätsunterschied her gesehen mit einer Fussball Begegnung zwischen dem FC Bayern München und Neuchâtel-Xamax zu vergleichen.

Wir haben am heutigen Abend zwei Fragen in den Raum gestellt. Die eine nach der Wirkung des Neo-Coaches Heinz Ehlers. Auch wenn Belfast jetzt nicht ein grosser Gradmesser war, positiv gilt festzuhalten, dass ein Ruck durch die Berner Mannschaft gegangen ist. Entsprechend zufrieden zeigte sich Ehlers nach dem Spiel. Er habe an beidem Freude gehabt, meinte er, sowohl am Shutout wie auch an den sieben Toren. Viel mehr wollte und vielleicht konnte er sich nicht in Karten schauen lassen. Journalistisch vorgetragene Erkenntnisse aus dem heutigen Spiel liess er weitgehend unbeantwortet. Eishockey-online.ch merkte noch an, dass ein 7:0 Einstand sehr erfreulich sein für einen, der im Bernbiet der Übernamen Beton-Hene habe. Ehlers, sichtlich irritiert über diese Frage, meinte lakonisch: „Muss man sagen, es war überraschend, oder?“ Überraschend vielleicht, aber für Bern vor allem erfreulich.

Die zweite Frage war jene nach der Attraktivität und Breitenwirkung der Champions Hockey League. Wir müssen heute feststellen, dass es uns nur gelungen ist, Fakten und Fragen zusammen zu tragen, dass wir aber keine schlüssigen Antworten auf diese Fragen gefunden haben. Oder vielleicht höchstens noch eine Hypothese: die internationale Basis im Fussball ist natürlich bedeutend grösser als jene im Eishockey. Das mag einen Teil des Unterschieds erklären. Eishockey-online.ch bleibt aber am Thema dran. Ende Oktober werden wir in Zusammenarbeit mit Bully-Podcast einen Talk mit Denis Vaucher führen. Vaucher ist CEO der National League und Präsident von Hockey Europe. Die Champions Hockey League ist ihrerseits eine Mitgliedorganisation von Hockey Europe. Wir werden die Thematik mit Denis Vaucher diskutieren.

Das zusammenfassende Fazit des heutigen Abends ist aus Berner Sicht sehr erfreulich. Man hat sich, auch wenn der Gegner vor nur 6004 Zuschauerinnen und Zuschauer kein wirklicher Gradmesser war, den Frust von der Seele geschossen, Heinz Ehlers feierte mit dem hohen zu Null Sieg einen gelungenen Einstand und wird diesen für die Vorbereitung der zukünftigen Spiele nutzen können. Vollmond war zwar gestern Dienstag in Bern, das Licht am Ende des Tunnels wird aber zunehmend heller.

 

 

 

 

SC Bern – Belfast Giants 7:0 (3:0 |2:0| 2:0)

Tore:
1:0| 1.| Emil Bemström  (Aaltonen)
2:0| 8.| Emil Bemström (Aaltonen, Ejdsell)
3:0| 14.|Alain Graf (Baumgartner, Müller)
4:0| 29.| Marco Müller (Ritzmann)
5:0| 34.| Benjamin Baumgartner (L. Moser, Scherwey)
6:0| 42.| Emil Bemsträm (Vermin, Aaltonen)
7:0| 53.| Nils Rhyn (Füllemann, Aaltonen)

Zuschauer:
6’004 Zuschauer
Postfinance Arena

 

Foto: justpictures.ch