Der doppelte Befreiungsschlag?

von 28.November 2025National League

Die heutige Partie könnte für den SCB ein doppelter Befreiungsschlag gewesen sein. Einerseits für die Berner als Mannschaft. Dass sie ein Spiel gegen einen starken Gegner auf Augenhöhe endlich wieder mal zu ihren Gunsten entscheiden konnten, Und anderseits für den Top-Spieler Miro Aaltonen (Foto), der heute sein erstes Tor in dieser Meisterschaft erzielt hat. 

Beide Teams, sowohl der SCB wie auch der ZSC befinden sich in einer Krise. Wobei jene des SCB deutlich markanter ist.  Die Zürcher, aktuell auf Rang 8, sind als amtierender Meister deutlich unter ihren Ansprüchen rangiert  Und der SCB ist mit Rang 13, dem zweitletzten Tabellenplatz in einer veritablen Krise. Bern konnte nach wenigen Minuten ein erstes Mal in Überzahl spielen und sie liessen die Scheibe gut in den eigenen Reihen zirkulieren. Ohne allerdings viel Gefahr vors Zürcher Tor zu bringen.

Bern hatte auch im Spiel 5 gegen 5 leicht mehr Spielanteile und erarbeitete sich die eine oder andere Chance. Seitens der Zürcher kam vorderhand nicht viel. Adam Reideborn verbrachte im Berner Tor bisher einen sehr geruhsamen Abend. Es war in der Postfinance Arena wie es bisher so häufig war. Bern konnte mit einem guten Gegner mithalten, was zuversichtlich stimmte. Aber bisher verlor man trotz Spiel auf Augenhöhe die Partien immer wieder. Zum Ende des 1. Drittels bestand aber heute die Hoffnung, dass es für einmal anders kommen möge. Und es kam schliesslich ja anders. 

Nach 18 Sekunden im zweiten Drittel passierte etwas in dieser Saison noch nie Dagewesenes. Miro Aaltonen erzielte den Berner Führungstreffer. Nur wenige Sekunden später überprüften die Schiedsrichter eine Szene, die vermeintlich zum 2:0 geführt haben könnte. Bern hatte geschossen, der Torhüter sein Tor verschoben und die Frage war, ob die Scheibe im Tor gewesen wäre, wenn der Torhüter dieses nicht verschoben hätte. Entscheid nach Videostudium: kein Tor. Nehmen wir aber auch hier das Positive mit: Bern hatte in den ersten 48 Sekunden des zweiten Drittel drei Mal aufs Zürcher Tor geschossen und – eben – durch Aaltonen einmal getroffen.

Noch zu Beginn November waren die Berner gegen die Lions torlos geblieben. 0:3 hatte man damals verloren. Bern war nach wie vor leicht überlegen und kreierte auch zahlreichere und bessere Chancen. Der Einsatz seitens der Berner war vorbildlich. Die Stürmer hetzten jeder Scheibe hinterher und in der Defensive legte man sich bei Bedarf auch mal in einen Schuss, um diesem den Weg zum Tor zu versperren. So zum Beispiel in der 33. Minute als Hardy Häman-Aktell sich in den Pass warf, als die Zürcher zu zweit gegen ihn zogen. Häman-Aktell konnte so den Zürcher Abschluss verhindern.

Der Zürcher Trainer Marco Bayer hatte in der 37. Minute genug gesehen. Er nahm sein Timeout. Was er durchaus zu Recht tat. Die Zürcher benötigten einen Weckruf. Ob dieser Weckruf drei Minuten vor Ende des 2. Drittels seine Früchte zeitigen würde, war eigentlich kaum zu erwarten. Und das tat er denn auch nicht. Im Gegenteil. Bern kam grad wieder zu einer grossen Chance. Und die Zürcher vermochten sich in diesem Moment nur noch mit Befreiungsschlägen zu wehren.

21 Sekunden vor Drittelsende kam der Ausgleich dann doch. Allerdings war dem Treffer eine Szene vorausgegangen, die man vielleicht mit einer Strafe gegen die Zürcher hätte ahnden können. Es hätte aber auch ein Berner Stolpern gewesen sein können.  Wir werden es nicht auflösen können und selbst wenn: die Schiedsrichter haben reglementarisch festgehalten immer recht und vorliegend hatten sie auf Tor entschieden.

Heute Abend lief bei den Bernern der 18-jährige Florian Schenk auf. Er spielt unter anderem bei den U21 Junioren des SCB und war diese Saison zuweilen auch an Basel ausgeliehen gewesen. Bern reagierte damit auf die lange Verletztenliste. Schenk löste seine Aufgabe in der Angriffslinie mit Thierry Schild und Mats Alge sehr gut. Und als weitere Kontextinfo sei hier noch angemerkt, dass Lars Weibel, der „Director Sport“ des Eishockeyverbandes und auch Jan Cadieux, Nationaltrainer der U20 Junioren zugegen waren. Was die beiden heute in Bern beobachtet bzw. in die Wege geleitet haben könnten, muss hier offen bleiben. 

Im dritten Drittel hatten die Zürcher mehr Spielanteile und Chancen als die Berner. Wobei sich die Berner in der 53 . Minute eine Chance erspielten, die Joel Vermin souverän zum 2:1 nutzte, Dachte man zumindest. Die Zürcher monierten mittels Coaches Challenge eine Torhüterbehinderung. Videostudium war angesagt. Der Chronist hätte das Tor aufgrund der Videobilder gegeben. So auch die Schiedsrichter. Tor Bern und damit „misslungene“ Coaches Challenge, was gemäss Reglement zu einer 2-Minutenstrafe gegen die Zürcher führte. 

Seit dem zweiten Berner Tor hatten sich die Spielanteile wieder auf Berner Seite verschoben. Je näher das Ende der 60 Minuten kam, desto näher rückte der Moment, in dem die Zürcher den Goali durch einen sechsten Feldspieler ersetzen würden. Was dann rund 1:40 Minuten vor Schluss der Fall war. Doch der Zürcher Goali Robin Zumbühl musste kurz später ins Tor zurück gehen. Um dann gleich wieder dem sechsten Feldspieler Platz zu machen. Die Scheibe zirkuliere gut in den Zürcher Reihen. Doch vorerst bleib Adam Reideborn und damit auch der SCB Sieger.

Die Spannung war auf dem Siedepunkt. 9 Sekunden vor Schluss verpassten die Berner das leere Zürcher Tor nur knapp. Bern gewann in dieser Phase keine Bullys. Erkenntnis, welche durch die Bully-Statistik des gesamten Spiels erhärtet wurde. Bern gewann nur 40% der Bullys. 5 Sekunden vor Schluss kam es wieder zu einem ebensolchen. Und dann brachten die Berner den Sieg über die Zeit. Ein Sieg, der vielleicht zum Befreiungsschlag werden könnte. „Wir nehmen im Moment Spiel für Spiel. Obs ein Befreiungsschlag gewesen ist, wird sich weisen. Wir nehmen heute die 3 Punkte mit“, meinte Ramon Untersander nach der Partie. Morgen wartet Gottéron in der BCF Arena in Freiburg, was nimmt der SCB mit?. Dazu nochmals Untersander: „Gewinnen ist immer schön. Wir nehmen die guten und positiven Gefühle mit für morgen.“

Joel, Vermin, der Schütze des Game winning Goals bewertete diesen Sieg ähnlich: „Es tut gut, heute gewonnen zu haben. Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wir sind allerdings noch weit davon entfernt, zufrieden sein zu können.“ Vermin bestätigte den Eindruck, den die Chronisten gehabt hatten. Es sei ein Spiel auf Augenhöhe gewesen. Beide Teams hätten ihre Druckphasen gehabt. Und gegen ein so gutes Team wie die Lions sei es ein „Irrglaube zu meinen, sie 60 Minuten lang dominieren zu können.“

Und schliesslich wurde Vermin auf Miro Aaltonens erstes Saisontor angesprochen. „Miro ist ein Top-Spieler und er liefert immer vollen Einsatz und es ist natürlich als Teamkamerad schwierig zu sehen, dass nichts dabei rauskommt“. Und insofern sei es „mega schön, dass Miro heute sein erstes Saisontor erzielt hat und ich hoffe, dass das jetzt den Knopf gelöst hat.“ Vermin lobte schliesslich die junge Linie, die es wirklich gut mache. Bern hat aktuell eine lange Verletztenliste. „Es ist, wie es ist“, meinte Vermin dazu, um gleich noch anzufügen, dass damit die jungen Spieler eine Chance erhielten, sich aufzudrängen. Was ein gewisser Florian Schenk heute bestimmt getan hat. Morgen geht’s nach Freiburg in die sicher ausverkaufte BCF Arena. Für Stimmung ist dann sicher gesorgt.

Best Player
Bern: Miro Aaltonen
ZSC: Patrick Geering

SC Bern – ZSC Lions 2:1  (0:0 |1:1 | 1:0)

Tore:
1:0| 21.| Miro Aaltonen (Bemström, Iakovenko)
1:1| 40.| Kimo Gruber
2:1| 53.| Joel Vermin (Untersander)

Zuschauer:
14’756 Zuschauer
Postfinance Arena

 

Foto: justpictures.ch