Ein Schritt in die richtige Richtung

von 14.November 2025National League

Der SCB treibt seine Statistik in die richtige Richtung. Heute erzielte er 5 Tore, für deren zwei war der „Wieder-Stürmer“ Joel Vermin verantwortlich. Hier in einem Foto mit Kids bei einem Champions League Spiel. Nach einem harzigen Startdrittel löste sich der Knoten bei den Bernern und sie feierten einen letztlich verdienten Sieg.

Der Blick auf die Tabelle ist aus Berner Sicht nach wie vor gar nicht erfreulich. Rang 13 und damit Zweitletzter. 3 Punkte hinter dem 12., Ambri Piotta. Insofern war heute ein Sieg Pflicht. Die Lakers kamen da eigentlich grad recht. Durchleben die St. Galler doch mit 8 Niederlagen in Serie eine veritable Krise. Der Blick auf die Berner Statistik zeigt denn auch, dass die Defensive unter Heinz Ehlers stabiler geworden ist. Bern kassierte deutlich weniger Tore als zuvor unter Tapola. So einfach wie die Lakers allerdings in der dritten Minute durch die Berner Abwehr marschierten, mussten sich die Fans in der Postfinance Arena doch einige Sorgen machen.

Und ein paar Minuten später kamen die Lakers wieder sehr einfach zum Führungstreffer. Die Berner Defensive war bei diesem Gegentor komplett abwesend . Sandro Zangger hatte wenige Meter vor dem Berner Tor nicht mal Geleitschutz und konnte völlig frei zum 0:1 abschliessen. Bern fing sich in der Folge etwas, allerdings auch ohne die grosser Gefahr vors Tor der Rapperswiler zu bringen. Übrigens: die Berner Offensive ist unter Ehlers, was die erzielten Tore betrifft, auch besser geworden.

In Zahlen seiht die Berner Statistik unter Ehlers im Vergleich zu Tapola folgendermassen aus; Punkte pro Spiel unter Tapola 0.89, unter Ehlers 1.13. Erzielte Tore pro Spiel 1.33 (Tapola) und 2.13 (Ehlers). Unter Tapola kassierten die Berner 2.56 Tore pro Spiel. Diesen Wert hat Ehlers auf 2.0 verbessert. Die Richtung stimmt möchte man meinen. Die Realität auf dem Eis sah allerdings im ersten Drittel anders, ja, eigentlich ziemlich ernüchternd aus. Was sich danach deutlich bessern sollte.

Zu behaupten, der SCB sei nach der 1. Pause wie die Feuerwehr aus der Kabine gekommen, wäre übertrieben. Trotzdem konnte Victor Ejdsell in der 22. Minute das Geschehen ausgleichen. Und auch wenn Bern nach wie vor nicht wirklich überlegen war, gingen sie in der 27. Minute mit 2:1 in Führung. Marco Lehmann hatte getroffen. Wenn’s läuft, dann läuft’s. Dieser Spruch bestätigte sich in der 29. Minute als Bern in Überzahl spielend durch Joel Vermin zum 3:1 nachlegen konnte. „Ich weiss“, meinte Joel Vermin nach dem Spiel, „wir sind wieder mal harzig gestartet, aber wir sind stabiler geworden. Das Kartenhaus fällt nicht grad beim ersten Erdbeben in sich zusammen.“

Auf die Frage des Chronisten, ob der SCB Coach Heinz Ehlers in der ersten Drittelspause laut geworden sei, meinte Joel Vermin: „Nein, nicht laut, aber sehr bestimmt“. Ehlers wies seine Spieler an, so zu spielen wie in Schweden. Man sollte die Scheibe tief bringen und nicht zu kompliziert spielen, Anweisungen, die ganz offensichtlich gefruchtet haben.

Ein 4:1 nach der zweiten Drittelspause wäre eigentlich aus Berner Sicht die Idee gewesen. Denn die während er Pause befragten Zuschauer waren ob des zweiten Drittels der Berner des Lobes voll. Doch wieder kam es anders. Die Lakers verkürzten in der 43. Minute durch Mika Henauer auf 3:2. Nur wenige Minuten später stellte der Doppeltorschütze Joel Vermin den Zwei-Tore-Vorsprung wieder her. Und sofort sah die Berner Welt wieder besser aus. Vermin, der übrigens unter Heinz Ehlers wieder zum Stürmer umfunktioniert worden war. Eine Rolle, die ihm zu behagen scheint. Ja, meinte Vermin, Heinz sei zu ihm gekommen und sagte, er habe ihn anders in Erinnerung. Als Stürmer. „Und Heinz meinte, ich sollte wieder Stürmer sein.“ Eine, wie sich zeigt, hervorragende Idee.

Auch im dritten Drittel durfte man aus Berner Sicht das Bonmot „wenn’s läuft, dann läufts“ bemühen. In Überzahl traf Victor Ejdsell in der 49. Minute zum 5:2. Auch Ejdsell krönte sich somit zum Doppeltorschützen. Die Berner Fans quittierten das mit freudigen Gesängen. Bern kontrollierte die Partie in der Folge, indem es mit der Scheibe spielte. Will heissen, sie trugen Sorge zur Scheibe und sorgten dafür, dass ebendiese so lange wie nur möglich im eigenen Besitz war.

Und als die Lakers fünf Minuten vor Schluss nochmal in Unterzahl gerieten, war der Ausgang dieser Partie definitiv klar. Auch der Trainer der St. Galler, Johan Lundskog, schien sich mit der Niederlage abzufinden. Denn er liess seinen Torhüter in der Schussphase im Tor. Und ersetzte ihn nicht durch einen sechsten Feldspieler. Und so brachte der SCB diesen eminent wichtigen Sieg über die Zeit. Die Fans feierten das gebührend. Und unten im Bärengraben, dem Kabinengang des SCB, fragte ein Spassvogel Marco Lehmann: „Ich habe dich in meinem Topscorerteam, was versprichst du mir für die Saison“?  „Versprechen kann ich nichts“, meinte Lehmann, „ich kann dir aber sagen, dass ich versuche, so weiterzumachen wie diese Woche.“ Was dem Journalisten sichtlich gefiel. „Ich verkaufe dich in dem Fall nicht“, meinte er. Der aus Berner Sicht erfreuliche Abend endete mit einem Lacher.

 

Best Player
SC Bern: Marco Lehmann
Rapperswil: Sandro Zangger

SC Bern – SC Rapperswil-Jona Lakers 5:2 (0:1 |3:0| 2:1)

Tore:
0:1| 5.| Sandro Zangger (Henauer, Rask)
1:1| 22.| Victor Ejdsell (Aaltonen)
2:1| 27.| Marco Lehmann (Loeffel, Höman Aktell)
3:1| 29.| Joel Vermin (Marchon, Lehmann)
3:2| 43.| Mika Henauer (Zangger)
4:2| 45.| Joel Vermin (Lehmann, Baumgartner)
5:2| 49.| Victor Ejdsell (Loeffel, Aaltonen)

Zuschauer:
14’975 Zuschauer
Postfinance Arena

 

Foto: SCB