SC Bern entscheidet Wahnsinns-Spektakel in Biel

von 1.November 2025National League

In der Tissot Arena traf der Zehntplatzierte EHC Biel auf den zuletzt angeschlagenen Zwölftplatzierten SC Bern, bei dem mit Verteidiger Anton Lindholm und der dritten Sturmreihe um Tristan Scherwey, Joël Vermin und Marco Lehmann gleich vier Stammspieler nach einer kurzzeitigen Verletzungspause wieder ihr Comeback gaben. Daniels Serkins, das 18-jährige lettische Talent aus dem Nachwuchs der Stadtberner, lief als 13. Stürmer auf und durfte zu Beginn des Warm-ups als Erster aufs Eis. Er bekam sogar etwas Eiszeit.

Der SC Bern geht mit zwei Längen in Führung

Nach Beginn des Spiels nahm der SCB bereits in der vierten Minute die erste Strafe. Louis Füllemann zog Toni Rajala am Trikot, um ihn von einem Alleingang zurückzuhalten. Der EHC Biel konnte das Powerplay nicht nutzen. Prompt vollzählig, war der SC Bern in der Offensive und holte eine Strafe heraus. Yanick Sablatnig brachte Emil Bemström zu Fall. Der Gefoulte hatte gleich zwei Top-Chancen, beim ersten Versuch verfehlte er noch das Tor, beim Zweiten wehrte Harri Säteri ab. Die Stadtberner drückten weiter und plötzlich machte es Tic-Tac-Toe. PostFinance Topscorer Waltteri Merelä vollendete zum 0:1 in der achten Minute.

Kurz vor Drittelhälfte rettete Sandro Zurkirchen gegen zwei Bieler bravourös, nachdem sein Team beim Spielaufbau in der eigenen Zone den Puck verlor. Jere Sallinen machte zu wenig aus dieser Möglichkeit. Einen Augenblick später setzte es die zweite Strafe gegen die Seeländer ab. Jérémie Bärtschi mit dem Beinstellen zur Unzeit. Denn der SCB war im Offensivmodus. Nach einem Bullygewinn ausserhalb der Angriffszone passte Romain Loeffel auf Victor Ejdsell, der von der blauen Linie abzog und trocken den Doppelschlag erzielte. Kurz danach vergab Biel im Gegenzug eine Konterchance.

Der SCB stand defensiv insgesamt sehr solid und powerte weiter nach vorne. Auch im Umschaltspiel waren die Gäste im ersten Drittel besser als das Heimteam und gingen sorgsam aber bestimmt mit dem Puck um. Mit dem 0:2 ging es in die erste Pause.

Spektakel pur in Biel

Nur Sekunden nach dem ersten Bully im Mittelabschnitt wollte Gaëtan Haas befreien und spielte den Puck in die Mittelzone, Romain Loeffel fing den Puck in der Nähe der blauen Linie ab, zog in die Offensivzone und hämmerte den Puck in die Maschen. 0:3 nach 21 Minuten. Der EHC Biel war noch nicht von der Rolle, sondern setzte den Fokus nach vorne. Head Coach Martin Filander musste nicht einmal mit einem Time-out helfen. Die Bieler Mannschaft stand zusammen und erlebte in der 25. Minute die erste kurze Druckphase des Spiels. Niklas Blessing stocherte den Puck über die Linie. Nur noch 1:3.

Nach diesem Treffer versuchten die Bieler das Geschehen an sich zu reißen. Das Spiel der Bieler verbesserte sich deutlich im Vergleich zum ersten Abschnitt und Blessing verkürzte erneut, wobei Ramon Untersander selbst den Puck unglücklich ins eigene Tor ablenkte. Es ging weiter Hin und Her. Nur 41 Sekunden nach dem zweiten Bieler Treffer entwischte Emil Bemström, der Säteri im Alleingang bezwang. Ruhe kehrte aber noch nicht ein. Und Biel wollte mehr, denn sie wussten, sie waren zurück im Spiel. Gaëtan Haas lenkte sogleich einen Schuss von Toni Rajala unhaltbar ab und stellte auf 3:4.

Vor dem zweiten Pausentee überstand der SCB noch eine Unterzahlsituation schadlos. Merelä kämpfte sich gar selbst nach vorne und kam zu einem gefährlichen Abschluss bei einem Mann weniger. Beide Teams sorgten für viel Spektakel. Für die letzten 20 Minuten war noch alles offen.

Biel gleicht aus und geht in Führung, SCB mit Last-Second-Ausgleich

Nach einem kurzen Unterbruch des Eismeisters (Eisreparaur) ging es in der Berner Zone weiter. Simon Kindschi sorgte mit seiner Strafe für das dritte Powerplay des EHC Biel. Der SCB brachte den Puck nicht raus, Gaëtan Haas traf den Pfosten, Bern war wieder komplett und doch erzielte Biel den Ausgleich! Johnny Kneubuehler lenkte die Hereingabe von Toni Rajala ins Tor. Zwei Minuten später gelang Biel die vermeintliche erste Führung in dieser Partie, doch der Treffer wurde nach Berns Coach’s Challenge aufgrund hohen Stocks aberkannt. Wenige Sekunden später gelang dem Heimteam die Führung dann doch noch.

Sie war nicht unverdient. Vom Berner Offensivspiel fehlte bislang jede Spur, Biel war in Spiellaune und dem sechsten Treffer näher als Bern dem Ausgleich. Und dies nach diesem formidablen Start. Weil die Seeländer auch kurz vor Schluss beinahe ständig im Puckbesitz waren, konnte Sandro Zurkirchen erst bei 1:10 aus dem Tor. Im direkten Angriff des SCB hatte Marc Marchon das offene Tor vor sich und vergab. Mit 6 gegen 5 gelang dem SCB 9.0 Sekunden vor Schluss der Ausgleich zum 5:5 und erzwang in letzter Sekunde die Overtime.

Overtime & Shootout

Trotz 4:1-Chancen der Bieler brachte die Overtime keinen Sieger hervor und so musste das Penaltyschiessen entscheiden. Weil alle Bieler scheiterten und beim SC Bern drei von vier Schützen trafen, holte sich der SCB doch noch den Zusatzpunkt. Und dies nachdem das Spiel schon verloren schien.

Schlussbemerkung: Daniels Serkins bekam 1:38 Eiszeit in seinem ersten Einsatz in der National League.

EHC Biel-Bienne – SC Bern 5:6 (0:2|3:2|2:1|0:0|0:1) SO

Tore:
0:1|08.|Waltteri Merelä (Marchon, Ejdsell) PP1
0:2|11.|Victor Ejdsell (Loeffel, Bemström) PP1
0:3|21.|Romain Loeffel
1:3|25.|Niklas Blessing (Andersson, Sallinen)
2:3|30.|Niklas Blessing (Grossmann, Kneubuehler)
2:4|30.|Emil Bemström (Ejdsell, Graf)
3:4|32.|Gaëtan Haas (Rajala, Blessing)
4:4|46.|Johnny Kneubuehler (Rajala, Dionicio)
5:4|48.|Lias Andersson (Hultström, Sallinen)
5:5|60.|Waltteri Merelä (Loeffel, Häman Aktell) EN
5:6|65.|Victor Ejdsell SO

Penaltyschiessen:
Romain Loeffel 0:1
Fabio Hofer –
Hardy Häman Aktell –
Toni Rajala –
Emil Bemström 0:2
Lias Andersson –
Victor Ejdsell 0:3

Zuschauer:
6’556 Zuschauer (ausverkauft)
Tissot Arena, Biel/Bienne

Foto: justpictures.ch