
Merci Simu
Die einen nennen ihn „Mösu“, die anderen „Simu“ und noch andere rufen ihn wohl mit seinem richtigen Namen. Die Rede ist von Simon Moser (Foto). Moser, der heute nicht auf dem Eis anwesend war, weil er verletzungsbedingt die Saison abbrechen und damit seine Karriere beenden muss. Mosers Spirit war heute aber da. Und wurde mit einem Sieg belohnt.
Vor dem heutigen Spieltag lag der SCB mit 30 Punkten auf Platz 13, während Biel mit 36 sechs Punkte mehr zählte als Bern und damit auf Rang 9 lag. Wollte der SCB in der Tabelle näher an die Ränge über 10 rücken, war ein Sieg Pflicht. Merelä, dessen Einsatz letzte Woche noch angekündigt worden war, fehlte weiterhin. Die Verletztenliste auf Berner Seite ist nach wie vor lang und heute kriegte diese noch eine spezielle Relevanz. Simon Moser, die Nummer 21.
„Der SC Bern gibt mit grossem Bedauern das vorzeitige Saisonende von Simon Moser sowie sein damit verbundenes Karriereende bekannt“, so der Beginn der gestrigen Medienmitteilung des SCB. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass mit Moser eine Legende des SCB seine Karriere beenden muss. Der Club hat ihn denn auch völlig zurecht zur Legende ernannt.
Mosers Qualitäten auf und neben dem Eis darf man wirklich als legendär bezeichnen. Sein Einsatz auf dem Eis war immer vorbildlich und auch neben dem Eis sind seine Verdienste riesig. Simu war mit Bestimmtheit auch in der Kabine eine sehr wichtige Stütze der Mannschaft. Er war das Vorbild, dem man folgen konnte. Und er dürfte seinen Mannschaftskollegen auch immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben.
Doch zum heutigen Spiel. In der 4. Minute eröffnete Romain Loeffel für den SCB das Score. Und in der 9. Minute war es Miro Aaltonen, der mit seinem zweiten Saisontor das 2:0 für die Mutzen erzielen konnte. In der 12. Minute verkürzte Sallinen allerdings für die Bieler zum 2:1. Romain Loeffel meinte dazu nach dem Spiel: „Wir haben sehr gut in die Partie hineingefunden und gingen auch 2:0 in Führung. danach hat Biel etwas aufs Gaspedal gedrückt und wir sind ein wenig eingeschlafen. Und deshalb wars bis zum Ende eine enge Partie“.
Doch zurück zu Simu. Er lebte für den SCB. Und so wurde er gestern auch zitiert: „«Es fällt mir unglaublich schwer, meine Karriere zu beenden. Der SCB war für mich mehr als ein Club – er war mein Zuhause. Ich bin dankbar für all die Momente, die ich mit meinen Mitspielern, den Fans und der ganzen Organisation erleben durfte. Jetzt steht meine Gesundheit im Vordergrund. Ich werde die Zeit im SCB-Dress immer im Herzen tragen».
Auch für die Medienschaffenden war Moser Gold wert. Immer zur Verfügung, freundlich und kompetent. Selbst nach schlechten Spielen stellte er sich souverän den Medien. Zurück zum Spiel. Miro Aaltonen werde den SCB aus dem Dreck heraus führen, schrieb Klaus Zaugg neulich auf watson. Zieht man die letzten Spiele zu Rate, so erscheint diese Hypothese sehr valide. Das erste Drittel endete, auch dank Aaltonens Tor, mit 2:1 für Bern.
Biel startete etwas schwungvoller ins zweite Drittel. Doch wie so oft war es der Gegner, in diesem Fall der SCB, der in der 25. Minute mit einem Konter ein Tor erzielen konnte. Getroffen hatte Alain Graf. Der EHC Biel blieb allerdings dran. Nur zwei Minuten später verkürzte Johnny Kneubühler auf 3:2. Bern führte zu diesem Zeitpunkt verdient, konnte es sich allerdings nicht leisten, nachzulassen. Denn Biel würde das sofort bestrafen. Genau so, wie sie den Zwei-Tore-Rückstand jeweils postwendend verkürzt hatten.
Zum Schluss des zweiten Drittels behalfen sich beide Teams immer mal wieder eines unerlaubten Befreiungsschlages. Nicht weil sie so stark unter Druck gewesen wären, sondern weil dem Spiel temporär die Präzision etwas abhanden gekommen war. Und so endete auch dieses Drittel mit einem knappen Vorsprung für den SCB. 3:2. An dieser Stelle sei noch auf einen fun fact aus den zweiten Drittel hingewiesen. Sowas habe er in 40 Jahren Eishockey nicht gesehen, meinte ein Spassvogel im Medienraum. Bern hatte einen Konter gefahren und wurde abrupt gestoppt. Soweit eigentlich nicht unüblich. Nur, dass der Berner Spieler durch den Schiedsrichter gestoppt worden war, der ihm den Weg zum Tor versperrt hatte….
Im dritten Drittel versuchten beide Teams, das Spiel aus einer stabilen Defensive heraus zu kontrollieren. Was über weite Strecken auch recht gut .gelang. Biel würde allerdings aufgrund des Rückstandes seine offensiven Bemühungen verstärken müssen. Was dann Raum für Stadtberner Konter öffnen würde. Wobei es vorläufig, also bis zum 50. Minute beim Konjunktiv für diese Feststellung blieb.
Biel konnte sich in der Folge dann doch noch immer mal wieder im Berner Verteidigungsdrittel festsetzen, was die Kontermöglichkeit eröffnete. Und genau einen solchen Konter nutzte Victor Ejdsell in der 55. Minute zum 4:2. Romain Loeffel kommentierte das so: „Dank dem wunderschönen Tor unserer Nummer 9, Victor, konnten wir etwas durchatmen und die letzten Minuten des Spiels etwas ruhiger angehen.“ Vier Minuten vor Schluss nahmen die Bieler ihren Torhüter vom Feld und ersetzten ihn durch einen sechsten Feldspieler. Und sie kamen auch zu Chancen. Drei Minuten vor Schluss nahm der Bieler Coach Martin Filander noch sein Timeout.
Und abermals nutzte Bern einen Konter, um dank Emil Bemström das siegsichernde Tor zum 5:2 zu erzielen. Siegsichernd vor allem deswegen, weil Biel zwei Minuten vor Schluss noch eine Strafe kassierte. Was Bern zu einem sehenswerten Kombination zum 6:2, wieder durch Emil Bemström nutzte. Bern, das wie erwähnt eine lange Verletztenliste hat, setzt logischerweise vermehrt auf junge Spieler, die ihre Sache sehr gut machen. Sind die sich daraus immer wieder ergebenden Wechsel in den Linien ein Problem? Dazu wieder Romain Loeffel: „Als Profis sind wir es gewohnt, nicht immer mit denselben Spielern in einer Linie zu spielen. Das System ist für die ganze Mannschaft dasselbe und wir müssen in der Lage sein, das System zu spielen, unabhängig davon, wer in der eigenen Linie spielt.“
Nach dem Sieg gegen die ZSC Lions letzten Freitag hatte Bern am Samstag in Freiburg verloren. Und zwar nachdem man einige wenige Minuten vor Schluss noch in Führung gelegen hatte. Frage an Romain Loeffel. Warum hat man in Freiburg verloren und heute gewonnen? An dieser Stelle sei seine Originalantwort auf Französisch widergegeben: „Dans ces situations, il faut jouer pour gagner et ne pas jouer pour ne pas perdre.“ Wie wahr. Man muss spielen, um zu gewinnen. Immer. Auch wenn dieser „jeu de mots“ etwas subtil sei, so sei es eben wichtig, immer vorwärts zu gehen. Man muss immer etwas versuchen. Kämpfen, aktiv bleiben und immer nach vorne spielen. Womit sich hier der Kreis dieses Berichts schliesst.
Simu Moser war immer der Leader, dem man folgen konnte. Immer engagiert, aktiv, kämpfend und präsent. Auf dem Eis, aber eben auch neben dem Eis. Man mag jetzt mit gutem Recht traurig sein, dass diese Karriere so enden muss. Seien wir doch aber glücklich, dass Bern eine solche Legende während so vielen Jahren in seinen Reihen wusste. Merci Simu!!
Best Player
Bern: Emil Bemström
Biel: Johnny Kneubühler
SC Bern – EHC Biel 6:2 (2:1 |1:1 | 3:0)
Tore:
1:0| 4.| Romain Loeffel
2:0| 9.| Miro Aaltonen (Ejdsell)
2:1| 12.| Jerre Sallinen (Burren)
3:1| 25.| Alain Graf (Lehmann, Vermin)
3:2| 27.| Johnny Kneubühler (Cajka, Neuenschwander)
4:2| 55.| Victor Ejdsell (Aaltonen)
5:2| 58.| Emil Bemström (Ejdsell)
6:2| 59.| Emil Bemström (Aaltonen, Marchon)
Zuschauer:
15’027 Zuschauer
Postfinance Arena
Foto: justpictures.ch