Die SCB Junioren sehen wie kreative Effizient geht

von 7.September 2025CHL

Vor Beginn der vierten Vorrundenpartie des SCB in der Champions League durften SCB Junioren mit ihren Idolen aufs Eis laufen (Bild). Und den Kids wurde danach demonstriert, wie man von Kreativität zu Effizienz kommt. Bern zeigte eine gute Leistung und gewann am Schluss verdient gegen den tschechischen Meister aus Brno.

Im Radio war den ganzen Tag die Rede, dass man heute doch den wohl  letzten Tag zum Baden nutzen solle. Es herrschten denn auch Temperaturen rund um 25 Grad. Weit weg also von gewöhnlichen Temperaturen fürs Eishockey Spielen und Schauen. Und trotzdem kam mit 5’610 Zuschauerinnen und Zuschauern eine für Champions League Verhältnisse angemessene Anzahl Zuschauerinnen und Zuschauer in die Postfinance Arena, um der Partie des SCB gegen Brno beizuwohnen. Und neben den warmen Temperaturen vermochte ab dem dritten Drittel auch die Berner Effizienz die Berner Herzen zu erwärmen. Oder wie es der Berner Verteidiger Louis Füllemann meint: „In der zweiten Pause sagten wir uns, dass wir unser Spiel weiterziehen wollen und sie dann fallen werden“. Und ja, sie fielen dann, die Tore.

Die Berner gingen zweimal in Führung, einmal in der 9. Minuten durch Merco Lehmann, das andere Mal durch Thierry Schild in der 26. Minute. Beide Führungstreffer mussten die Hausherren aber wieder preisgeben. Und so stand es zu Spielmitte unentschieden 2:2. Bern verfügte insbesondere im zweiten Drittel über weite Strecken über das gepflegtere Spiel. Bern beging aber zu viele individuelle Fehler. Und genau so einen Fehler nutze Brno in der 33. Minute zur erstmaligen tschechischen Führung.

Brno, das zu deutsch Brünn heisst, ist in der Schweiz insbesondere ihrer Eishockeymannschaft wegen bekannt. Dass Brünn mit 395.000 Einwohnern nach Prag die zweitgrösste tschechische Stadt ist, weiss man hierzulande wohl weniger. Zählt man Brnos Agglomeration dazu, kommt man sogar auf rund 700’000 Menschen. Brno hat weithin eine bedeutende Stellung als starkes Industrie-, Handels-, Kultur- und Verwaltungszentrum.

Doch genug der geographischen und gesellschaftlichen Exkurse. Denn der SCB konnte in der 36. Minute die Partie wieder ausgleichen. Nils Rhyn hatte getroffen. Und Bern wahrte sich so die Möglichkeit , das Spiel in die richtige Richtung zu lenken und die spielerische Überlegenheit mit einem Sieg zu krönen. Kurz vor Ende des zweiten Drittels gerieten die Berner in Unterzahl, weil sie unbefugterweise auf dem Spielfeld in Überzahl agiert hatten. Brno konnte dies nicht nutzen und so ging es mit 3:3 in die zweite Pause.

„Bern kreiert, Brno nützt aus“, so ein Bub in der zweiten Drittelspause. Damit traf er den Nagel auf den Kopf. Oder wie Louis Füllemann es ausdrückte: „Ja, so schlecht war diese Aussage nicht.“ Bern verfügte heute in der Tat über das gepflegtere Spiel als der diesjährige tschechische Meister. Brno war übrigens dreimal tschechischer Meister (2017, 2018 und eben 2025) und elfmal tschechoslowakischer Meister. In fast allen Jahren zwischen 1955 und 1966. Was lernen wir daraus? Die Fans aus Brünn mussten nach 1966 ganze 51 Jahre auf den nächsten Meistertitel warten. Da sind die 32 Jahre, die Berner Fans auf einen Meistertitel von YB warten mussten, geradezu bescheiden.

Auch das Berner Powerplay war deutlich kreativer als jenes von Brno. Bern hat seit der letzten Saison einige sichtbare Anpassungen vorgenommen. Nochmal Louis Füllemann: „Anpassungen gibt es vor allem in den „Special teams“, im Powerplay und im Boxplay.“ Aber eben, und da wären wir wieder beim Bub der 2. Pause. Kreieren ist gut, nützen wäre besser. „Ja, sicher, Tore schiessen“, meinte Louis Füllemann, „wie in den ersten zwei Drittel heute hatten wir auch in den vier Spielen viele Chancen, die wir nicht verwertet haben. Wir sind aber auf einem guten Weg, für die Regular Season alles richtig zu machen.“ In der 50. Minute machten es die Berner dann richtig. Miro Aaltonen hatte zum 4:3 getroffen.

Und so setzte sich am Schluss die doch noch effiziente Kreativität gegen reine Effizienz durch. Für den SCB eine gute letzte Erkenntnis vor dem Meisterschaftsstart am nächsten Dienstag auswärts in Zug. 9,2 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit setzte Marco Lehmann mit dem 5:3 ins verwaiste tschechische Tor den Schlusspunkt unter dieses sommerliche Eishockeyspiel. Eishockey bei 25 Grad. Vom Wohlfühlfaktor her könnte man sich daran gewöhnen. Doch wichtiger wird es im kalten Winter sein, dass die Berner Leistungen die Herzen erwärmen. Louis Füllemann setzt präzise Ziele: „Ganz klar, direkte Playoffqualifikation, dann weiter kommen als der Viertelfinal, in dem wir in den letzten paar Jahren jeweils ausgeschieden sind. Und jetzt nehmen wir Monat für Monat und wenn wir am Ende die Chance haben, „dr Chübu z’hole“, dann sind wir dort wo wir sein wollen.“

Wenn Bern so abgeklärt spielen wird, wie der 21-jährige Louis Füllemann Interviews gibt, dann kommt’s gut. Oder um den Bericht wieder mit einem Temperaturvergleich zu beenden: Wird Bern im Frühling 2026 Meister, wird die Postfinance Arena überkochen.

 

SC Bern – Kometa Brno 5:3 (1:1 |2:2| 2:0)

Tore:
1:0| 5.| Marco Lehmann (Kindschi, Schwerwey)
1:1| 18.| Andrej Kollár (Král, Stránský)
2:1| 26.| Thierry Schild (Lehmann, Iakovenko)
2:2| 27.| Filip Král (Zábranský)
2:3 |33.| Adam Boltvan
3:3 |36.| Nils Rhyn (Baumgartner, Scherwey)
4:3 |51.| Miro Aaltonen (Lindholm)
5:3 |60.| Marco Lehmann

Zuschauer:
5’610 Zuschauer
Postfinance Arena

 

Foto: SCB

Schweizer Resultate Champions Hockey League
Neben dem SCB spielen auch der EV Zug. die ZSC Lions und Lausanne in der Champions League. In der Champions League wird nach dem folgenden Modus gespielt: In der Regulären Saison (vormals Gruppenphase) spielt jede Mannschaft gegen sechs verschiedene Gegner – jedoch nur einmal gegeneinander. Die Mannschaften platzieren sich in einer Gesamttabelle auf den Plätzen 1–24 (es gibt keine Gruppentabellen mehr). Die 16 bestplatziertesten Teams qualifizieren sich für die Playoffs. An dieser Stelle erwähnen wir die Resultate der Schweizer Teams an diesem Weekend:

Spiele vom 4./5. September
Odense – ZSC 2:4
Lausanne – Belfast 7:3
Bern – Mountfield 2:3 nV
Zug Ingolstadt 3:7

Spiele vom 6/7. September
Brynäs – ZSC 2:0
Lausanne – Ingolstadt 1:3
Zug – Belfast 6:3
Bern – Brno 5:3

Angeführt wird die Tabelle aktuell durch Tampere und Kuopio. Für die Schweiz folgen Zug auf Platz 5 mit 8 Punkten, der ZSC auf 10 und Bern auf 11, beide mit 7 Punkten. Diese drei Teams wären aktuell für die Playoffs qualifiziert. Eine Schippe zulegen muss Lausanne, sie liegen mit 3 Punkten auf Platz 20. Weiter geht’s in der Champions League am 8. und 14. Oktober. Bern am 8.10 zu Hause gegen Belfast und am 14.10. auswärts gegen Frölunda.