Trotz Niederlage – ein weiterer Schritt in die richtige Richtung

von 19.November 2025CHL

Der SCB spielte heute in der Champions Hockey League gegen den schwedischen Vizemeister Brynäs. Letztlich schied man in der Verlängerung aus. Die Berner haben aber weitere Erkenntnisse gewonnen und Fortschritte gemacht. Und mit dem jungen Louis Füllemann (hier im Bild) weiss der ganze SCB, dass man gegen Spitzenteams bestehen kann.

Im Vergleich zum letzten Samstag ist es sehr kalt geworden. Heute Abend war es so, wie man sich Winter und Hockey vorstellt. Temperaturen rund um den Gefrierpunkt. Und wie in der Champions League leider üblich. In der Postfinance Arena waren nicht viele Zuschauerinnen und Zuschauer zugegen, dank denen man sich sofort das Herz hätte erwärmen können. So musste man auf das Resultat der heutigen 1/8 Final Partie hoffen, um das Feuer zu entfachen. Das Hinspiel hatten die Berner in Schweden gegen Brynäs mit 2:1 gewonnen.

In den ersten 10 Minuten plätscherte die Partie so dahin. Ohne Aufreger hüben wie drüben. Bynäs  ist ein 1912 gegründeter Sportverein der schwedischen Stadt Gavlä, der vor allem für seine 1939 gegründete Eishockeymannschaft bekannt ist. Letztes Jahr gewann Brynäs die Qualifikation und unterlag dann im Playoff Final und wurde damit schwedischer Vizemeister. Gavlä liegt im Süden Schwedens und hat knapp 75’000 Einwohner. Auch wenn die Stadt bei Weitem nicht so gross ist wie New York, verbindet sie trotzdem etwas mit der US-Metropole. Die Straßen der Stadt sind überwiegend rechtwinklig angelegt. Wie eben in Manhatten.

Im ersten Drittel entwickelte sich insgesamt ein etwas zerfahrenes Spiel mit beidseits mangelnder Präzision. Und auch mit sehr wenigen Chancen, die diese Bezeichnung verdient hätten. Oder wie es Louis Füllemann ausdrückte: „Im ersten Drittel hatten wir nicht viele offensive Aktionen, sie allerdings auch nicht“. Für Ärger sorgte in diesem Drittel lediglich eine 4-Minuten Strafe gegen Häman-Aktell wegen hohen Stocks. Berner Ärger deshalb, weil Brynäs deswegen kurz vor Ende des Drittels in Führung gehen konnte. Den Rest der Strafe überstand der SCB unbeschadet. Und die Berner konnten dann ihrerseits für 4 Minuten in Überzahl agieren.

Zum Schluss dieser Überzahl bediente Häman Aktell mustergültig Aaltonen, der nur noch einzunetzen brauchte. Und damit nicht genug. Die Strafe war eben abgelaufen, als Hardy Häman-Aktell zum 2:1 traf. Dir, dem geneigten Leser, der geneigten Leserin dürfte aufgefallen sein. Während ein und derselben Strafe gab es zwei Tore in Überzahl. Das hängt an der ausserordentlichen Regel in der Champions League. Erzielt das Team in überzahl ein Tor, darf der bestrafte Spiele nicht wie sonst üblich wieder ins Spiel eingreifen, sondern muss auf der Strafbank bleiben. Die Strafe wird in der Champions League nur aufgehoben, wenn das Team in Unterzahl trifft. Eine Art der Belohnung und Bestrafung, die etwas für sich hat.

Bern gelang in diesem zweiten Drittel also wie letzten Freitag eine klare Steigerung. Und so führten die Mutzen nach Spielhälfte mit 3:1. Joel Vermin hatte getroffen. Und nochmal der Berner Verteidiger Louis Füllemann: „Im zweiten Drittel konnten wir ein Powerplay nutzen und hatten das Momentum auf unserer Seite“ Doch die Schweden kamen nach einem grossen Fehler des Berner Keepers Reideborn wieder auf 3:2 heran. Was allerdings in diesem zweiten Drittel augenfällig war, ist, dass Bern das Zepter übernommen hatte. Und entsprechend führten die Berner zur 2. Pause 3:2.

Die Devise für das letzte Drittel war für die Berner klar: kein oder maximal ein Tor kassieren und alternativ noch selber das eine oder andere Tor schiessen. Ansinnen, das in der 7 Minute des Schlussdrittels gestoppt wurde, weil Hardy Häman-Aktell wieder auf die Strafbank beordert wurde. Allenfalls hätte man auch vorher die Charge gegen Häman-Aktell pfeifen können. Den Schweden war’s egal, sie zogen ein ansehnliches Powerplay auf, konnten aber nicht reüssieren. Was von den verletzten SCB-Spielern Kreis, Müller und Baumgartner – sie sassen neben dem Chronisten auf der Medientribüne – gebührend gefeiert wurde.

Und dann kam er dann doch noch, der Ausgleich. Kopacka hatte gut sieben Minuten vor Ende der regulären Spielzeit getroffen. Oder wie es Louis Füllemann beschrieb: „Im dritten Drittel kippte das Momentum wieder auf die Seite von Brynäs. Wir konnten kein Tor mehr erzielen..“ Brynä ersetzte rund zwei Minuten vor Schluss seinen Torhüter durch einen sechsten Feldspieler und nahm kurz darauf sein Timeout . Die Massnahme fruchtete, denn 56 Sekunden vor Schluss fiel das 3:4 für Brynäs. Und somit stand die Partie nach Hin- und Rückspiel 5:5, was zu einer zehnminütigen Overtime führte. Mit 3 gegen 3 Spielern auf dem Eis.

Brynäs nutzte in der Verlängerung einen Konter zum letzten Tor und damit zum Sieg in diesen 1/8-Finals. Oder wie es Füllemann sagte: „Overtime, das kann auf beide Seiten kippen und ja…. es ist unglücklich.“ Der junge Louis Füllemann analysierte die Partie nach dem Spiel sehr kohärent: „Wir haben gegen ein schwedisches Spitzenteam gut gespielt. Diese Art zu spielen, nehmen wir mit. Auch wenn uns das Resultat heute natürlich nicht gefällt, sind wir zufrieden mit dem Weg, den wir aktuell gehen.“ Danach gefragt, erläuterte Füllemann, dass der SCB vom Trainer Heinz Ehlers während den Pausen Inputs kriege, um das Spiel anzupassen. Das zeigt, dass sich der SCB in den letzten Wochen eine Flexibilität angeeignet hat, die in die richtige Richtung zeigt.

Und auf die Frage, was seine Rolle sei, um den SCB aus der misslichen Tabellensituation raus zu führen, hat Louis Füllemann einen klaren Plan. „Ich mache einfach meinen Job, auch wenn das sehr simpel tönt. Defensiv solid sein, mit der Scheibe gute Auslösungen spielen und wenn sich eine Gelegenheit ergibt, schiessen. Und natürlich so wenig Fehler wie möglich machen und die Beine bewegen.“ Füllemann hat einen guten Plan, der SCB ist flexibler geworden. Auch wenn man heute verloren hat. Ein letztes Mal Füllemann: „Man kann nicht immer gewinnen“. Aber, die Richtung stimmt nach wie vor und so dürften Siege wieder häufiger werden.

 

 

SC Bern – Brynäs IF 3:5 nV (0:1 |3:1| 0:2| 0:1 )

Tore:
0:1| 20.| Jack Kopacka (Peterson, Nordlinder)
1:1| 27.| Miro Aaltonen (Höman-Aktell, Lehmann)
2:1| 28.| Hardy Häman-Aktell (Lehmannl)
3:1| 30.| Joel Vermin (Aaltonen, Lehmann)
3:2| 33.| Jakob Silverberg (Ölund, Bäckström)
3:3| 53.| Jack Kopacka  (Kempny)
3:4| 60.| Oskar Lindblom  (Larsson, Kopacka)
3:5| 63.| Johan Larsson

Zuschauer:
4’602 Zuschauer
Postfinance Arena

 

Foto: SCB